Rückblick Ausstellung  „ Schienen im Schozachtal  - 120 Jahre Bottwartalbahn nach Ilsfeld, Auenstein, Schozach“

Anlässlich des Jubiläums „120 Jahre Bottwartalbahn nach Ilsfeld“ fand in der Gemeindehalle Ilsfeld eine Modellbahnausstellung statt, zu der die Bürgeraktion Bottwartalbahn und der Heimatverein Ilsfeld eingeladen hatten. 27 Aussteller mit 16 verschiedenen Schmalspur-Modelbahnanlagen hatten sich eingefunden und präsentierten ihre Modellbahnen. Zu sehen waren die Bahnhöfe Steinheim, Ilsfeld, Talheim und Sontheim. Die Ausstellung stieß auf sehr großes Interesse, an den beiden Tagen kamen um die 700 Besucher, um die aufgebauten Modelleisenbahnen zu bestaunen und sich an den Schautafeln über die Chronik der Bahnlinie zu informieren.

 

Im Jahre 1899 wurde die Bahnstrecke Beilstein – Ilsfeld als Schmalspurbahn eröffnet, ein Jahr später kam der Anschluss von Ilsfeld nach Heilbronn. Die prominentesten Fahrgäste der Bottwartalbahn dürften wohl Württembergs König Wilhelm II. und seine Frau Charlotte gewesen sein. Kurz nach dem großen Brand von Ilsfeld im Jahre 1904 reiste der König mit der Bottwartalbahn an, um die Zerstörung persönlich in Augenschein zu nehmen. Zwei Jahre später im Okt. 1906 kamen König Wilhelm II. und seiner Gemahlin Charlotte gleichfalls mit der Bahn zur Einweihung der wiederaufgebauten Ilsfelder Bartholomäuskirche.

 

Im Jahr 1966 wurde der Personenverkehr der Bottwartalbahn eingestellt, 2 Jahre später auch der Güterverkehr.

 

 

 

Viel Interesse fand die Modellbahn des Robert-Mayer-Gymnasiums Heilbronn in das der alte Ilsfelder Bahnhof und das angrenzende ehemalige Lagerhaus der Landesgenossenschaft WLZ, heute BAYWA integriert wurde.

 

Ein historischer Filmausschnitt aus dem Jahr 1966 über die letzte Personenfahrt der Bottwartalbahn durch Schozach und Ilsfeld bereicherte die Ausstellung. Bei vielen älteren Ilsfeldern wurden alte Erinnerungen an die Zeit, als es in Ilsfeld noch ein Bähnle gab, wachgerufen. Die jüngeren Besucher konnten die aufgebauten Modelleisenbahnanlagen und fahrenden Lokomotiven bestaunen.

 

Bei Interesse kann die 20-seitige Broschüre „Schienen im Schozachtal“, die die Bürgeraktion Bottwartalbahn zusammen mit dem Heimatverein herausgebracht hat, zum Preis von 2,50 € im Heimatmuseum erworben werden.

 

                                                                                              

 

                                                                                                       Manfred Braun

 

Ein Weihnachtbrauch, der in Vergessenheit geraten ist.

Die Zeit rund um das Weihnachtsfest steckt voller Traditionen, Sitten und Gebräuche. Manche der Bräuche, die wir mit Weihnachten verbinden, reichen weit zurück. Einige der alten Bräuche sind bis heute erhalten geblieben, denken wir an das Aufstellen eines Adventskranzes, das Schmücken des Weihnachtsbaumes oder auch das Plätzchen-Backen. Andere wiederum sind jedoch auch in Vergessenheit geraten, wie das Weihnachtssingen in den Straßen und Gassen in den Tagen vor dem Heiligen Abend.

 

Der Heimatforscher Otto Conrad berichtete in einem seiner Artikel um das Jahr 1930  über diesen Brauch, der damals schon in Vergessenheit geraten war, des Weihnachtsingen in Ilsfeld.

 

                                                                                                                      M. Braun

 

 

 

Weihnachtsingen in Ilsfeld

 

Bericht von Otto Conrad aus den 1930er Jahren

 

 

 

Auf Weihnachten hat man sich von jeher gefreut und seiner Stimmung auf allerlei Art Ausdruck gegeben. Mancherlei Vorboten verkünden das nahe Fest. Nicht nur in den Dörfern geht der Pelzmärte (Nikolaus) im langen Bart, mit Sack und Stock umher, macht Besuche in den Häusern, erfreut und erschreckt die Kinder.

 

Da und dort im Lande hatte man dazu noch überlieferte Bräuche, die aber größtenteils ausgestorben sind.

 

So in Ilsfeld das Weihnachtsingen. In den Tagen vor und um Weihnachten zog der Lehrer mit seiner Schülerschar durchs Dorf. Immer wieder wurde vor den Häusern Halt gemacht und Schulmeister, Provisor und Schüler stimmten einen mehrstimmigen Gesang an. Das war, man weiß nicht wie lange schon, ein altes Herkommen. Die Fensterflügel gingen auf, von allen Seiten wurde gelauscht. So fleißige und liebe Sänger, die – oft in strenger Kälte, jedermanns Herz erfreuten, konnte man nicht leer abziehen lassen. Es war ebenso Sitte, dass jedermann sein Scherflein in die Büchse der Einsammler legte. Die auf diese Weise zusammengebrachte Summe wurde, als das Umhersingen im Dorf beendigt war, unter die Sänger/innen verteilt. Der Gesang war demnach nicht nur etwas Schönes, Erhebendes, die Pflege eines alten Brauchs, er war auch, wenigstens für die Beteiligten, etwas Lohnendes. Ja, der Anteil des Schulmeisters machte einen Teil seiner Besoldung aus, die sich damals aus allem Möglichem und Unmöglichem zusammensetzte. Es ist deshalb begreiflich, wenn der Veranstalter und Leiter des Gesangs die Sitte recht ausgiebig gepflegt hat, wenn kaum ein Haus übersehen oder verschont wurde, dass manchem Abend die Melodien der Weihnachtslieder durch die Gassen und über die Dorfmauern drangen und sich dort verloren. Es ist auch verständlich, dass der Ertrag dieser gewiss mühsamen Arbeit nicht in gleiche Teile aufgeteilt wurde, dass der Dirigent den Löwenanteil für sich in Beschlag nahm, seinem Helfer, dem Provisor, nicht seinen vollen Verdienst auszahlte. Und schließlich wollten doch die jungen Sänger auch wieder etwas von den Groschen ihrer Mitbürger.

 

Braucht man sich unter solchen Umständen wundern, wenn die Verteilung der nicht ganz unbeträchtlichen Summe hinterher manchmal Unzufriedenheit ausgelöst hat? Als am 23. März 1734 der Herr Spezial (Dekan) nach der Kirchen- und Schulvisitation in Ilsfeld “Durchgang“ hielt, wo die Leute ihr Anliegen vorbringen durften und sollten, klagt der 71-jährige Anwalt Johann Deeg, dass der Schulmeister vom Weihnachtsgesang vor den Häusern für sich 5 Gulden behalten habe, der Provisor habe nur 1 Gulden bekommen, die Kinder gar nur 3, 4 oder 5 Kreuzer.  Der alte Schulmeister dagegen habe nur 1 Taler genommen.

 

Ich weiß nicht, ob unser alter Nachtwächter, den vor etlichen Jahren im hohen Alter das Zeitliche segnete, selbst noch in seiner Jugend diesen Weihnachtsgesang erlebt und mitgemacht hat. Ich weiß nur, dass er ihn nach dem Krieg bis zu seinem Tode wieder aufleben ließ und ihn zur Freude aller Dorfbewohner reichlich pflegte. Vielleicht auch ist er nur seinem alten Nachtwächterblut gefolgt. Auf jeden Fall hat sich auch nach seinem Gesang wieder manches Fenster aufgetan und dem treuen Hüter der Vergangenheit wurde mehr als ein wärmender Trunk gereicht.

 


Das Geschlecht Conz und der Steinhauer Georg Friedrich Conz

Beim Großen Brand von Ilsfeld 1904 wurden wichtige Zeugen der Geschichte des Ortes zerstört. Lediglich verschiedene Ansichtskarten und eine Darstellung der früheren Kirche vermitteln einen Eindruck von Ilsfeld in der Zeit vor dem Großen Brand.

 

Einige wenig bekannte Steinmetzarbeiten, die beim Wiederaufbau wieder verwendet wurden, erlauben dennoch Aussagen über die Geschichte des Ortes und das Leben der Menschen.

 

Zu diesen gehören das barocke Portal der Diakoniestation, der Dreirohrbrunnen und die Ofensteine, die sich heute im Museum im Alten Lehrerwohnhaus befinden.

 

Der Schlussstein über dem Eingang zum Wohnhaus beim Aussiedlerhof Schäfer und der Neidkopf am Durchgang von der Dammstraße zum „Winkele“ befanden sich an Gebäuden, die beim Brand nicht zerstört wurden, sie blieben bei späteren Abbrucharbeiten erhalten und wurden als Erinnerung in den Neubau – der Neidkopf in den Torbogen – eingefügt. In einer Inschrift im unteren Teil der Brunnensäule des Dreirohrbrunnens ist festgehalten, dass der Brunnen – aus Anlass des Großen Brandes – 1905 erneuert wurde.

 

 

 

Das Portal der Diakoniestation enthält die Jahreszahl 1766, der Dreirohrbrunnen trägt die Jahreszahl 1789, in einen der beiden Ofensteine ist das Jahr 1787 eingemeißelt und auf dem Schlussstein beim Aussiedlerhof Schäfer erkennt man die Jahreszahl 1767. Lediglich der Neidkopf enthält keine Jahreszahl.

 

 

 

Auf der Brunnensäule des

 

Dreirohrbrunnens sind die Kürzel „S“ und „J.A.B.“ eingemeißelt. Sie stehen für den Schultheiß Johann Adam Burger (1718-1799). Unter diesen Initialen erkennt man „B.M“ und „J.J.D.“, diese erinnern an den BürgerMeister Johann Jakob Deeg. Dem Bürgermeister oblagen nicht die Aufgaben eines Ortsvorstehers, sondern des Gemeindepflegers. Dann folgt noch das Kürzel „J.C.“.

 

 

Der frühere Dreirohrbrunnen nach einer Darstellung

 

von Heinz Mann. Die alte Brunnensäule wurde

 

im Jahr 2011 in die neue Brunnenanlage übernommen

 

 

 

Das Kürzel „JC“ ist auch auf einem der beiden Ofensteine; auf dem Schlussstein beim Wohnhaus des Aussiedlerhofes Schäfer sind „JJC“ und „MSC“ eingemeißelt. Auch auf den Initialen des barocken Portals der Diakoniestation erkennt man das „C“.

 

 

 

Das Geschlecht „Conz“

 

 

 

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebten in Ilsfeld zwei Geschlechter mit dem Anfangsbuchstaben „C“: Cossius und Conz. Die Cossius' waren Bauern und Handwerker, meist Metzger. Das Geschlecht Conz wird bereits 1468 erwähnt, der Name erscheint nicht selten in Zusammenhang mit amtlichen Funktionen. Johann Jacob Conz (1705-1774) wird in verschiedenen Gemeindeämtern erwähnt, auch als Schultheiß. Er muss sehr beliebt gewesen sein, denn der damalige Pfarrer hielt im Sterberegister fest, dass er unter „Vergießung häufiger Tränen“ bestattet wurde. Zwei Söhne sind erwachsen geworden: Georg Friedrich (1727-1776) und Johann Jacob (1737-1802).

 

 

 

Der Buchstabe „C“ auf Steinmetzarbeiten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verweist auf das angesehene Geschlecht Conz. Georg Friedrich war Steinhauer und Mitglied des Rats, hatte also bei wichtigen Angelegenheit der Gemeinde mit zu entscheiden.

 

Johann Jacob gehörte als Gerichtsverwandter zu den Männern, die im Gemeinwesen der Ortschaft das Sagen hatten.

 

 

 

Der Steinhauer Georg Friedrich Conz

 

Georg Friedrich Conz wird ausdrücklich als Steinhauer, aber auch als Maurermeister erwähnt. Da beim Großen Brand 1904 die alten Gemeindeakten, z. B. Rechnungen, verbrannt sind, wissen wir wenig über Georg Friedrich Conz.

 

 

 

Im Staatsarchiv Wertheim befindet sich ein umfangreicher Schriftverkehr aus den Jahren 1771-1773. Dieser enthält eine Klage des Steinhauers und Maurermeisters Georg Friedrich Conz gegen die Gemeinde Abstatt wegen finanzieller Forderungen beim Bau des Rat- und Kelterhauses. Einige Pläne veranschaulichen das Gebäude.

 

 

 

 

Das Rat- und Kelterhaus an der Hauptstraße in Abstatt

 

Quelle: Staatsarchiv Wertheim

 

Eines der Schriftstücke ist unterzeichnet mit:

 

unterthänigster Knecht

 

Bürger und Steinhauer

 

zu Ilsfeld

 

Georg Friedrich Contz

 

Vom Steinhauer Georg Friedrich Conz unterzeichnetes Schriftstück

 

Quelle: Staatsarchiv Wertheim

 

 

 

Die erste Erwähnung des Geschlechtes Conz in Ilsfeld im Jahr 1468 enthält den Zusatz „unten im Dorf“. In dem kleinen Ortsteil „Im Winkele“ befand sich das Anwesen einer Familie Conz. Die Familie Conz gehörte zu den angesehensten Familien, man begegnete ihr mit Respekt. Das „Winkele“ ist 1904 nicht abgebrannt. In den Jahren 1983-94 hat man die alten Gebäude abgerissen und den heutigen hübschen Ortsteil gebaut.

 

 

 

Der Neidkopf am Durchgang von der Dammstraße

 

zum Winkele               Foto: Horst Meyer

 

 

 

Der Neidkopf, der vor bösen Mächten schützen sollte und heute am Durchgang bei der Dammstraße zum Winkele angebracht ist, könnte das Werk des Steinmetzen Georg Friedrich Conz sein, das er zum Schutz seines eigenen Hauses, oder für das Anwesen der Verwandtschaft, angefertigt hat.

 

 

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 


Die Beziehungen von Ferdinand Steinbeis zu Justinus Kerner

Das Grabmal von Friederike Luise Kerner, der Mutter von Justinus Kerner, beim Westeingang des Alten Friedhofs erinnert an die Beziehungen zwischen Justinus Kerner und der Familie des Ilsfelder Pfarrers Johann Jakob Steinbeis. Im letzten Teil der Artikel über die Familien Kerner und Steinbeis nennen wir einige Begebenheiten aus den Verbindungen von Justinus Kerner zu seinem Neffen Ferdinand Steinbeis.

 

 Justinus Kerner und Ferdinand Steinbeis: Erwähnung in den Briefen aus dem Pfarrhaus in Ilsfeld

 

Aus Briefen von Wilhelmine Steinbeis, der Mutter von Ferdinand, vom Mai 1823

 

geht hervor, dass ihr Sohn in Ilsfeld zu Besuch war. Vermutlich hielt er sich danach in Weinsberg auf, denn wenige Tage später schrieb ihm die Mutter, sie habe vom Onkel erfahren, dass er mit ihm bis nach Öhringen gefahren sei. Dort haben sich dann ihre Wege getrennt. Ferdinand fuhr nach Schwäbisch Hall und von dort nach Wasseralfingen, wo er eine Lehre im Berg- und Hüttenwesen absolvierte.

 

Kerner muss zuvor auf seinen Neffen nicht gut zu sprechen gewesen sein, denn die Mutter von Steinbeis schreibt, dass sie sich freue, weil er sich mit dem Onkel wieder verstanden habe.

 

 Ferdinand Steinbeis

 

Von 1824 bis 1827 studierte Steinbeis an der Universität in Tübingen. 1826 verfasste er eine Arbeit über Glasfabrikation mit dem Titel „Die Stoffe, Vorrichtungen und Werkzeuge, nebst den allgemeinen Regeln, welche zur nutzbringenden Bereitung der Gläser anzuwenden sind – ein Versuch“. Für diese wissenschaftliche Arbeit wurde er mit einem Preis ausgezeichnet. Im Elternhaus in Ilsfeld wartete man ungeduldig auf die Veröffentlichung der Preisverleihung. Am 23. November 1826 schrieb Steinbeis' Mutter an ihren Sohn, dass am Sonntagabend der Onkel von Weinsberg nach Ilsfeld kam und von der Preisverleihung in der Zeitung gelesen habe, vom Neffen Ferdinand habe er noch nichts erfahren.

 

Für diese Arbeit wurde Steinbeis der Doktortitel zuerkannt, der 20-jährige konnte sich nun Dr. Ferdinand Steinbeis nennen.

 

Auszug aus dem Terminkalender von Ferdinand Steinbeis

 

Ferdinand Steinbeis hatte bei Exkursionen nach Schwarzenberg bei Freudenstadt die Tochter des Sonnenwirts Gottfried Adolf Klumpp kennengelernt. Im September 1832 fand die Verlobung in Schwarzenberg statt. Die Hochzeit sollte ebenfalls in Schwarzenberg gefeiert werden. Da die Pfarrämter damals die Aufgaben des Standesamtes innehatten, mussten die Pfarrer die Eheschließung dreimal im Gottesdienst öffentlich abkündigen. Der Pfarrer von Schwarzenberg hatte jedoch selbst ein Auge auf Friederike, Steinbeis' Braut, geworfen und verweigerte aus formalen Gründen die Abkündigung. Ferdinand Steinbeis und Friederike Klumpp ließen sich deshalb am 18. August 1833 in der Bartholomäuskirche in Ilsfeld trauen.

 

Im Terminkalender hielt Steinbeis die Tage vor und nach der Trauung fest. Am 10. August sind Ilsfeld und Beilstein – der Wohnort der Mutter – eingetragen. Am 12. August fand ein Besuch in Weinsberg statt. Am Dienstag, 13. August, trug Steinbeis in den Terminkalender ein: Hochzeitstag – Ilsfeld – Trauung durch Binder (Ernst August Binder, sein Schwager, war Pfarrer in Beilstein).

 

Der Pfarrer von Schwarzenberg heiratete 1837 eine jüngere Schwester von Steinbeis' Frau.

 

Terminkalender von Steinbeis mit dem Eintrag

 

der Trauung in Ilsfeld

 

 

 

Weitere Erinnerung

 

 

 

Nationale und internationale Industrieausstellungen ermöglichen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den württembergischen Wirtschaftspionieren, ihre Produkte bekannt zu machen und den Fortschritt selbst kennenzulernen. Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel war für die Präsentation des Königreichs Württemberg verantwortlich. Als Direktor der Zentralstelle war Steinbeis bei zahlreichen Ausstellungen zugegen.

 

Von Juli bis Oktober 1854 fand in München die „Allgemeine Ausstellung deutscher Erzeugnisse“ statt. Justinus Kerner hatte Steinbeis darum gebeten, ein Päckchen Prinz Adalbert von Bayern zu überbringen. Monate später schrieb Steinbeis an den Onkel in Weinsberg, warum er dieser Bitte nicht nachkommen konnte.

 

Als er in München ankam, blieb keine Zeit für den Besuch; dann musste er wieder nach Stuttgart, den Transport weiterer Ausstellungsexponate organisieren. Wieder zurück in München, mussten diese aufgebaut werden. Schließlich ließ der große Andrang der (prominenten) Besucher keine Zeit, das Päckchen, das immer noch obenauf lag, Prinz Adalbert auszuhändigen. Das wollte Steinbeis nach Beendigung der Ausstellung tun, doch in München brach die Cholera aus. Er schrieb: „ (so) schwanden bei herzlichen Jagen und Pochen die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, die Wochen zu Monden, aus war der Termin, denn auch Prinz Adalbert, als ich mein Paket abgeben wollte, war einem besseren Himmelstriche zugeeilt, und das Buch war noch in meinen Händen.“ Die Episode ist hier noch nicht zu Ende – das Päckchen konnte Steinbeis nicht mehr abgeben, denn schließlich „starb auch noch die Königin Therese und aus war's mit allen Aufwartungen“.

 

 

 

Das Grab des Vaters auf dem Friedhof in Ilsfeld

 

 

 

Am 22. Januar 1860 schrieb Ferdinand Steinbeis an den „hoch verehrten Herrn Onkel“ von seinem Wunsch, das Grab seines Vaters in Ilsfeld zu sehen:

 

„ … Seit ich wieder im Lande bin trage ich mich mit dem Wunsche, auf meines Vaters Grab zu kommen, es ist mir aber noch nicht gelungen, und ich würde bald damit zufrieden sein, wenn ich nur die Vorsehung hätte, dieses Jahr dahin zu kommen.“

 

 

 

Steinbeis lobt ausdrücklich den Brauch bei Bestattungen auf den Dörfern: „ … (da) ist es besser (als in den Städten), da hält der Schulmeister eine Abdankung, welche so salzfrei ist, wie destilliertes Wasser und dabei auch noch weit billiger als das Stadtgeschwätz. Daher meine Sehnsucht nach Ilsfeld …“

 

 

Brief von Steinbeis an Kerner vom 22. Januar 1860; Steinbeis grüßt mit „Ihr gehorsamster Neffe F. Steinbeis“

Das Lutherbild in der Sakristei der Bartholomäuskirche

 

 

 

Im Jahr 1889 schrieb Steinbeis an den damaligen Ilsfelder Pfarrer Ferdinand Frauer. Vier Jahre vor seinem Tod war es ihm ein Anliegen, „zu seines Vaters Andenken anstatt des versäumten Grabsteines“ ein Lutherbild für die Sakristei in der Kirche in Ilsfeld zu stiften.

 

Die Sakristei der Bartholomäuskirche befindet sich im unteren Teil des Kirchturms, der beim Großen Brand 1904 nicht völlig zerstört wurde. Dort erinnert bis heute das von Steinbeis gestiftete Bild des Reformators an seine Verbundenheit mit Ilsfeld.

 

 

 

 

 

Gestiftet der Sacristei der Kirche zu Ilsfeld, zum Andenken an Magister Johann Jacob Steinbeis, Pfarrer daselbst 1811 bis zu seinem Ableben 1829, vom Sohne Ferdinand, Ortsbürger und Königl. Geheimrath a/D., 1889.

 

 

 

Lutherbild in der Sakristei der Bartholomäuskirche

 

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 

 

 

Quellen:

 

Sechster Jahresbericht des Justinus-Kerner-Vereins Weinsberg, 1910

 

Ilsfelder Heimatverein: Ferdinand von Steinbeis: Sohn eines Ilsfelder Pfarrers – Wegbereiter der Wirtschaft in Württemberg – Briefe aus dem Elternhaus, 2014

 

Die Abbildungen sind dieser Veröffentlichung entnommen.

 

 


Beziehungen der Familie Steinbeis in Ilsfeld zu Justinus Kerner und seiner Familie in Weinsberg (im Oktober 2019)

Im Jahr 1811 kam Pfarrer Johann Jakob Steinbeis mit seiner Ehefrau Wilhelmine geb. Kerner und den Kindern Wilhelmine, Charlotte, Ferdinand und Auguste nach Ilsfeld. In Ilsfeld sind noch die Kinder Georg und Marie geboren. Der älteste Sohn Ferdinand besuchte die Volksschule in Ilsfeld und begann 1822 eine Ausbildung zum Hüttenkadett in Wasseralfingen und Abtsgmünd.

 

Die Mutter, die Schwestern und der Vater nahmen regen Anteil am Werdegang von Ferdinand. Etwa 300 Briefe aus dem Ilsfelder Pfarrhaus geben Einblick in die Entwicklung und das Ergehen von Ferdinand, enthalten familiäre Neuigkeiten und lokalpolitisch Interessantes. Wir erfahren, dass der Küfer Bader den Schultheiß Ludwig verschießen wollte, sein Schießkollege Bartenbach, im letzten Moment von seinem Gewissen gewarnt, zum Schultheiß ging und gestand.

 

 

 

Auch die Beziehungen zu Justinus Kerner und seiner Familie sind Thema der Briefe aus Ilsfeld an Ferdinand.

 

Am 8. Dezember 1822 endet ein Brief der Mutter im Umfang von sechs Seiten mit der Information, dass Lotte noch immer in Weinsberg sei, weil die Tante ein Mädchen bekommen habe. Charlotte, die 17-jährige Schwester von Ferdinand, war zur Unterstützung der Verwandtschaft in Weinsberg, nachdem dort ein Kind geboren war.

 

Charlotte war wohl nicht glücklich im Haus des Onkels, denn sie wollte wieder heim nach Ilsfeld; die Mutter erlaubte es aber nicht, weil die Tante nach der Geburt noch Hilfe brauchte.

 

Auch die seltsamen Ereignisse um Friederike Hauffe waren Thema im Pfarrhaus in Ilsfeld. Die „Seherin von Prevorst“ verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens in Kerners Haus in Weinsberg; sie soll Stimmen gehört und Lichterscheinungen gehabt haben. Im August 1827 war Pfarrer Steinbeis zu Besuch in Weinsberg. In einem Brief an seinen Schwager Karl Kerner in Stuttgart schrieb er:

 

„Geister erschienen während meines, freilich kurzen, Aufenthalts in Weinsberg keine. Ich hatte halb Scherz, halb Ernst, die Hauffe darum gebeten, ihre Besucher zu veranlassen, daß sie die Treppe hinauf zu mir in das mir angewiesene Schlafzimmer bemühen möchten, damit ich das Vergnügen haben könne, ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Es kam aber keiner. Freilich ging ich erst nach Mitternacht zu Bett. Am anderen Vormittag sagte ich der Hauffe scherzend, da sie mir in Weinsberg die Bekanntschaft dieser seltsamen Wesen nicht habe vermitteln können, daß diese auf einen oder anderen Besuch nach Ilsfeld höflichst eingeladen seien. Sie verschmähten mich bisher.“

 

In Ilsfeld war der Oberamtamtsarzt und Onkel aus Weinsberg gefragt, wenn jemand von einer Krankheit heimgesucht wurde. Im Dezember 1822 übernachtete Kerner in Ilsfeld. Mariele, das etwa einjährige Kind, war krank. Sie schlief dann die ganze Nacht wieder recht gut, schrieb die Mutter an ihren Sohn. Justinus Kerner ließ Grüße an Ferdinand ausrichten.

 

 

 

 

 

Justinus Kerner und seine Schwester Wilhelmine Steinbeis

 

 

 

Ein besonders gutes Verhältnis schien Justinus Kerner zu seiner Schwester Wilhelmine gehabt zu haben. Im „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ schrieb er, dass sie manches Buch, Geschichten und Lieder miteinander lasen, und er seine poetischen Versuche ihr mitteilen konnte, weil allein sie ihn verstand.

 

 

 

Im Jahr 1829 starb Pfarrer Johann Jakob Steinbeis. Seine Witwe war 47 Jahre alt, von den sechs Kindern war die Älteste mit Pfarrer Binder in Beilstein verheiratet, ungewiss war der weitere Lebensweg der jüngeren Kinder. Mit einem selbstverfassten Gedicht suchte sie Trost bei Justinus Kerner. Er antwortete auch mit einem Gedicht, es trägt den Titel „Nähe des Todten“.

 

Die letzten zwei Strophen lauten:

 

 

 

„Die Andern nicht begreifen,

 

Was Selg'es ich ersah!

 

Was die nicht schauen, greifen,

 

Das ist für sie nicht da.

 

 

 

Die wissen nichts von drüben,

 

Die wissen nur von hier,

 

Nicht wie sich Geister lieben,

 

Doch Herz! - das wissen wir.“

 

 

 

Als nach dem Tod des Vaters über den weiteren Weg der Kinder gesprochen wurde, waren Karl Kerner – der frühere Generalstabsmajor, Minister des Innern und amtierender württenbergischer Bergwerks- und Hüttendirektor – und Justinus Kerner im Pfarrhaus in Ilsfeld. Die Weihnachtstage im Jahr des Todes ihres Mannes verbrachte Wilhelmine Steinbeis mit dem jüngsten Sohn Georg in Weinsberg.

 

 

 

Jahrzehnte später verfasste Justinus Kerner ein Gedicht „An meine alte Schwester“:

 

 

 

„Du alte Schwester, wenn ich denke Dein,

 

Kommt mir zu Sinn stets ein alter Wein,

 

Ein Wein, der durch die eigne geist'ge Kraft

 

die Erdenteilchen aus sich weggeschafft,

 

So daß er nur im Alter, stark und klar

 

Betrübte Herzen heilet wunderbar.“

 

 

 

Wilhelmine antwortete:

 

 

 

„Was das Gedicht anbelangt, so müßte ich dasselbe für Spott halten, wenn Deine Liebe mich nicht jeher höher gestellt hätte als ich's verdiene. Der Wein hat nie viel Geist und nun ist auch dieser wenige vollends verdunstet, und nur schwere, zu allem Genusse untaugliche, Masse über geblieben.“

 

 

 

Ein anderes Mal schrieb Wilhelmine von ihren medizinischen Talenten, die darin bestünden, dass sie äußere, körperliche, Übel mit Wasserumschlägen, innere aber mit kühlem Trank heilen würde.

 

 

 

Quellen:

 

Ferdinand von Steinbeis: Sohn eines Ilsfelder Pfarrers – Wegbereiter der Wirtschaft in Württemberg – Briefe aus dem Elternhaus; Hrsg.:Ilsfelder Heimatverein

 

Sechster Jahresbericht des Justinus-Kerner-Vereins Weinsberg, 1910

 

Aufnahme: Archiv Ilsfelder Heimatverein

 

 

 

Den Beziehungen von Ferdinand Steinbeis zu Justinus Kerner widmen wir einen weiteren Artikel.

 

 

 

Walter Conrad

 


Grabmal von Friederike Luise Kerner – Mutter von Justinus Kerner – am Westeingang des Alten Friedhofs (im Oktober 2019)

Wer beim Johann-Geyling-Haus in den Alten Friedhof geht, entdeckt bei der Reihe von Grabsteinen bekannter Ilsfelder Persönlichkeiten seit einigen Monaten das Grabmal von Friederike Luise Kerner. Das Kleinod stand seither an der Friedhofsmauer neben den Kriegerdenkmalen. Weil es abseits von den Wegen seinen Platz hatte, wurde es von Friedhofsbesuchern kaum wahrgenommen. Früher war das Grab mit dem eindrucksvollen Grabstein beim Weg zur Leichenhalle. Ältere Ilsfelderinnen erinnern sich daran, dass sie als Schülerinnen die Aufgabe hatten, das Grab von Friederike Luise Kerner zu pflegen.

 

Auf Vorschlag des Heimatvereins ließ die Gemeinde das Grabmal auf einen Platz im Alten Friedhof aufstellen, an dem viele Friedhofsbesucher vorübergehen. Dafür danken wir Herrn Bürgermeister Knödler; bei Steinmetzmeister Alexander Mann bedanken wir uns für die Ausführung der Arbeit.

Grabmal von Friederike Luise Kerner, die Mutter von Justinus Kerner

 

 

Friederike Luise Kerner (1750-1817) und Christoph Ludwig Kerner (1744-1799)

 

 

 

Friederike Luise Kerner geb. Stockmayer war die Ehefrau von Christoph Ludwig Kerner. Das Geschlecht Kerner stammt aus Kärnten. Die Evangelischen wanderten aus religiösen Gründen im 16. Jahrhundert aus. In Württemberg gehörten sie zur „Ehrbarkeit“, so bezeichnete man die Elite des Landes. Sie standen meist im Dienste der Kirche oder des Staates.

 

 

 

Christoph Ludwig Kerner trat 1766 im Alter von 22 Jahren die Nachfolge seines Vaters als Oberamtmann von Ludwigsburg an. Die Stellung erinnert an den heutigen Landrat. 1795 wurde er Oberamtmann in Maulbronn, dort starb er im Jahr 1799.

 

 

 

Sechs Kinder des Ehepaares sind ins Erwachsenenalter gekommen. Der Jüngste,

 

Justinus Andreas Christian, ist 1786 geboren, er wurde als Dichter und Oberamtsarzt in Weinsberg bekannt.

 

Das jüngste Mädchen, Auguste Wilhelmine Charlotte, ist 1782 geboren. Sie heiratete Pfarrer Johann Jakob Steinbeis, der 1811-1829 die Pfarrstelle in Ilsfeld innehatte. Ihr ältester Sohn Ferdinand Steinbeis hat sich als Wirtschaftspionier und Förderer der Wirtschaft und beruflichen Bildung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Namen gemacht.

 

 

 

Christoph Ludwig Kerner ist im Alter von 45 Jahren gestorben. Einige Wochen vor seinem Tod hielt er mit 19 Punkten seinen letzten Willen fest. In den „Bemerkungen auf meinen Todesfall“ dankt er seiner Frau für die Treue, Liebe und Sorgfalt, die sie ihm in seinem Leben erwiesen habe und ermuntert sie „sei nicht zu gut und lasse keines von deinen Kindern über dich zum Meister werden“.

 

 

 

Für die 17-jährige Wilhelmine hielt er fest, dass sie ein gutes und sittsames Kind gewesen sei und besonders ihrer Mutter beigestanden habe. Er ermahnt sie, die Mutter in ihrer traurigen Lage zu unterstützen.

 

 

 

Schwer auf dem Herzen lag dem todkranken Vater, dass er für den Jüngsten, den 13-jährigen Justinus, nicht mehr selbst sorgen konnte. Er fordert dessen älteren Bruder Karl auf, Justinus in den Anfangsgründen der Mathematik zu unterrichten, damit Justinus ein besseres Nachdenken erhalte.

 

Scherenschnitt: Christoph Ludwig Kerner und Friederike Luise Kerner

 

Quelle: Nachlass Otto Conrad/Ilsfelder Heimatverein

 

 

 

Friederike Luise Kerner, die Mutter von Justinus Kerner, in Ilsfeld

 

 

 

Wir wissen nicht, wann Friederike Luise Kerner als Witwe nach Ilsfeld ins Pfarrhaus gekommen ist. Jedenfalls verbrachte sie die letzte Zeit ihres Lebens bei der Familie ihrer Tochter. Das Pfarrhaus stand vor dem Großen Brand 1904 an der Stelle des Kindergartens Dorastift. Ein schön angelegter Garten reichte bis zur Dorfmauer, die damals – in der Verlängerung der heutigen Friedhofsmauer – zwischen der Charlottenstraße und Marktstraße verlief. Friederike Luise Kerner ist am 20. Juni 1817 gestorben. Johann Jakob Steinbeis, der Schwiegersohn, trug ins Sterberegister ein, dass sie 67 Jahre, 3 Monate und 25 Tage alt geworden und an Schleimfieber gestorben sei. Zwei Tage später wurde sie morgens um 6 Uhr bestattet.

 

 

 

Der Grabstein trägt die Inschrift:

 

 

 

„Der mütterlichen Treue – kindliche Dankbarkeit – zum Andenken an Friederike Luise verehelichte Kerner – geborne Stokmaier – gest. d. 20. Juni 1817.“

 

Es ist im Land wenig bekannt, dass die Mutter von Justinus Kerner ihren Lebensabend in Ilsfeld verbrachte, in Ilsfeld bestattet wurde und das auffallend schöne Grabmal auf dem Alten Friedhof in Ilsfeld steht.

 

Interessant sind die Beziehungen zwischen der Familie Steinbeis in Ilsfeld und Justinus Kerners Familie in Weinsberg. Diesen Verbindungen gehen wir in einem weiteren Artikel nach.

 

 

 

Die Veröffentlichung des Heimatvereins

 

„Ferdinand von Steinbeis (1807-1893): Sohn eines Ilsfelder Pfarrers – Wegbereiter der Wirtschaft in Württemberg – Briefe aus dem Elternhaus“

 

enthält ausführliche Informationen zu den Familien Kerner und Steinbeis.

 

Die Informationen dieses Artikels sind dieser Veröffentlichung entnommen.

 

Das Buch im Umfang von knapp 100 Seiten ist beim Heimatverein und der Gemeindeverwaltung zum Preis von 14,90 Euro erhältlich.

 

 

 

Walter Conrad

 


Ilsfelder Persönlichkeiten | Max Beck - Weltmeister im Segelflug (im August)

Der über 90-jährige Gerhard Schäfer hat für den Heimatverein eine Erinnerung an seine Jugendzeit aufgeschrieben:

 

„Lang, lang ist es her, man schrieb das Jahr 1937, wir waren gerade in der Schule, plötzlich kam die Nachricht, dass im Krummen Land – nahe dem heutigen Schulzentrum – ein Segelflugzeug gelandet sei. Es war für uns eine Sensation. Nach dem Unterricht strömten wir alle zum Landeplatz. Der Segelflieger war Max Beck, ein alter Ilsfelder, später wurde er Weltmeister im Segelflug. Er hat es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten.“

 

Wir wissen nicht, ob die überraschende Landung mit einem Bericht in Verbindung steht, der im April 1937 in einer Zeitung veröffentlicht wurde. Diesen geben wir in Auszügen wieder, um der Bitte von Gerhard Schäfer, den Segelflugweltmeister aus Ilsfeld nicht zu vergessen, nachzukommen.

 

Vom Konditorlehrling zum Weltrekordflieger

 

Max Beck ist bekanntlich ein Sohn der Gemeinde Ilsfeld. Im vierten Stock eines Hauses an der Hauptstraße in Ilsfeld (neben Häußermann's Ochsen) sitzt uns eine freundliche Frau gegenüber. Die Mutter von Max Beck. Vom Leben ihres Sohns erzählt sie. Nach dem Krieg (I. Weltkrieg) zogen die Eltern nach Ilsfeld. Für den aufgeweckten, aber mehr für sich lebenden Jungen, bedeutete dieser Wechsel einen schmerzhaften Verlust der ersten Freunde. Er vergrub sich ganz in seine Welt, in der Basteln und der Traum vom Fliegen die größte Rolle spielten. Später dann, als aus dem Jungen und Konditorlehrling ein Mann geworden war, erwachte in ihm wieder die früh gehegte Liebe: seine Leidenschaft für das Fliegen. Die Jahre der Arbeitslosigkeit (um 1930) nutzte er dazu aus, um in aller Stille sich gründliches Wissen über aerodynamische Gesetze des Flugzeugbaus zu erwerben.

 

Das entscheidende Ereignis in seinem Leben bildete jedoch jener Tag, als er bei einem Segelflugmodellwettbewerb auf dem Cannstatter Wasen preisgekrönt wurde.

 

Einen der größeren fliegerischen Erfolge vollbrachte er mit einem Winterüberlandflug nach Aalen. Die Anerkennung fand Max Beck durch seine Berufung zum ersten Hauptsegelfluglehrer auf dem Hornberg (bei Schwäbisch Gmünd) 1934.

 

Seitdem findet er selten aus seinem geliebten Wirkungskreis heraus, um der freundlichen Dachstockwohnung in Ilsfeld und den wartenden Eltern einen kurzen Besuch abzustatten. Die Eltern, Freunde und Bekannte und ganz besonders die Ilsfelder Jugend brennen darauf, bis Max bald einmal nach Hause kommt, um ihrem Weltrekordflieger noch einmal persönlich „Hals- und Beinbruch“ zu wünschen.

„Max Beck in der Rhön 1937“

 

Aus der Lebensgeschichte von Max Beck

 

Max Beck ist 1910 geboren, seine Eltern Albert Beck und Berta geb. Glässing wurden nach dem I. Weltkrieg in Ilsfeld heimisch. Der Vater arbeitete als Steinmetz beim Bildhauermeister Heinrich Zentler. In Ilsfeld besuchte Max Beck die Schule und wurde konfirmiert. Die Hochzeit mit Maria geb. Trah aus Schwäbisch Gmünd fand 1937 in Ilsfeld statt. Der Ilsfelder Pfarrer hat im Eheregister als Beruf „Segelflughauptlehrer“ eingetragen, denn seit 1932 war Max Beck Fluglehrer an der Segelflugschule des Württembergischen Luftfahrtsverbands auf dem Hornberg bei Schwäbisch Gmünd. Bis 1960 war Max Beck – mit Unterbrechungen bedingt durch den II. Weltkrieg – an der Segelflugschule Hornberg, zuletzt als Schulleiter.

 

1952 starb seine Frau, 1953 heiratete er wieder. Seine zweite Frau Hella Beck, hat dem Heimatverein zusammen mit verschiedenen Aufnahmen auch die Lebensdaten ihres Mannes zur Verfügung gestellt, der 1992 an einem Herzinfarkt gestorben ist. Wir haben ihre Angaben durch Informationen des Deutschen Segelflugmuseums Wasserkuppe/Rhön ergänzt.

 

Max Beck – ein Pionier des Segelflugs

 

Das Leben von Max Beck war der Fliegerei gewidmet. Allerdings konnten die „Luftkutscher“, wie man die Pioniere der Fliegerei damals spöttisch nannte, davon nicht leben, auch Max Beck nicht. Als hauptamtlicher Fluglehrer (und Schulleiter) der Segelflugschule Hornberg wurde sein Hobby, das er leidenschaftlich ausübte, zum Beruf.

 

 

Die Lebensflugleistung betrug:

  • 10.423 Segelflugstarts,
  • 2.492 Segelflugstunden,
  • 12.860 Streckenkilometer im Segelflug,
  • 9.600 Motorflugstarts
  • 4 022 Motorflugstunden und
  • 545.905 Streckenkilometer.

Einen Höhepunkt bildete der Weltrekordflug 1937 (mit Rolf Knies) mit einem offenen Doppelsitzer vom Hornberg nach Bingen, im gleichen Jahr wurde er Rhönsieger, 1938 folgte wieder eine Weltbestleistung. Bei weiteren spektakulären Flügen wird sein Name erwähnt. Dazu gehörte ein spektakulärer Flug im Jahr 1939: es gelang ihm und zwei weiteren Piloten zum ersten Mal im geschlossenen Dreierverband einen Looping zu fliegen.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er beim Wiederaufbau der Fliegerei beteiligt. Als erster Segelflieger in der Bundesrepublik erhielt er das internationale Leistungsabzeichen mit drei Diamanten.

 

Erinnerungen in Ilsfeld an Max Beck

 

Der Bruder von Max Beck, Paul Beck, betrieb von etwa 1946 bis 1958 in der Rathausstraße in Ilsfeld eine Schreinerei.

Grabstein „Unser Bärbele“ an der Ostmauer des Alten Friedhofs

 

 

 

 

 

 

Seine Schwester Berta heiratete Otto Geiger, 1945 wurden ihnen die Zwillinge Alfred und Barbara geboren. Das Mädchen Barbara starb am 3. Januar 1947, seinem zweiten Geburtstag. An der Ostmauer des Alten Friedhofs ist ein kleiner Grabstein mit der Inschrift „Unser Bärbele“ eingemauert, der an das früh verstorbene Kind erinnert. Als Steinmetz konnte Albert Beck, der Vater von Max Beck, den gefühlsbetonten Grabstein für sein Enkelkind gestalten.

 

 Walter Conrad / Manfred Braun


Verleihung des Förderpreises „Herbert Diener – Eugen Härle“  2019 (im Juli 2019)

In der Aula der Ilsfelder Grundschule wurde vor großer Kulisse von etwa 300 Schülerinnen, Schüler und Lehrer/innen der Grundschulklassen sowie Vertretern des Heimatvereins und der Gemeinde Ilsfeld der Förderpreis der Stiftung „Herbert Diener – Eugen Härle“ an die Schülerinnen und Schüler der Grundschulklassen 4 a,b,c überreicht.

 

Die Schüler und Schülerinnen haben zusammen mit ihren Klassenlehrern Frau Simone Kicherer, Frau Yeliz Porsuk  und Herrn Jakob Deuble sowie der Unterstützung von Herrn Walter Conrad Nachforschungen über Ilsfelder Straßennamen betrieben, hinter denen sich Ilsfelder Persönlichkeiten verbergen oder auch andere aus der Geschichte bekannte Personen stehen. Die Schüler/innen haben daraus eine Broschüre erstellt.

In ihrer Laudatio würdigte die Schulleiterin Frau Bewersdorff die tolle Arbeit und das Ergebnis das dabei herausgekommen ist. Wer macht sich schon Gedanken über den Namen der Straße, in der er wohnt und wer hinterfragt, wer gegebenenfalls hinter dem Namen steht, so war ihre Frage an die Schüler/innen die vor ihr saßen.

 

Frau Seher dankte der Grundschule, dass sie sich dieser Aufgabe gestellt und damit auch den Heimatgedanken gefördert hat. Sie überreichte den Preis, einen symbolischen Scheck in Höhe von 450 €. Der Preis wurde dieses Jahr von der SÜWAG gespendet.

 

Aufnahme Horst Meyer

 

Aufnahme Horst Meyer

 

Der Förderpreis der Stiftung „Herbert Diener – Eugen Härle“ wird vergeben an Schüler/innen und Lehrer/innen der Ilsfelder Schulen für Leistungen, die sich mit dem Heimatgedanken der Ilsfelder Gemeinde in besonderer Weise auseinandersetzen.

 

Bei Interesse kann die Broschüre gegen eine geringe Gebühr bei Herrn Walter Conrad Tel.: 07062/ 61332 oder im Heimatmuseum erworben werden.

 

                                                                                                                  Manfred Braun


Rückblick „Historischen Rundgang“  2019

Auf großes Interesse stieß der „Historische Rundgang“ durch Ilsfeld, der von Seiten des Landwirtschaftlichen Ortsvereins und des Heimatvereins angeboten wurde. Bei sommerlichen Temperaturen fanden sich etwa 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der Alten Kelter ein, um mehr über die Geschichte und Entwicklung unseres Ortes zu erfahren. Zu Beginn erzählte Walter Conrad viel über die geschichtliche Entwicklung des Ortes, die Bevölkerungsentwicklung und die Struktur des Ortes um 1450, die keine mageren Jahre waren, so Walter Conrad. Früher war der Ort durch die Landwirtschaft geprägt, heute spielt diese für Ilsfeld nur noch eine untergeordnete Rolle. Einige unserer neuen Baugebiete, wie Gentach und Bustadt gehen auf alte Siedlungen vor dem 15 Jahrhundert zurück. Des Weiteren berichtete Walter Conrad Interessantes über die Entstehung der Dorfmauer sowie den Wirtschaftszweig der Lehmgruben, in denen früher Ziegel hergestellt wurden.

 

Nach dieser Einführung ging es weiter in die Krumme Gasse. Hier erläuterte Martin Schäfer den typischen Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebs im letzten Jahrhundert. Er führte durch seine Scheunen und erklärte die Vorteile einer Hocheinfahrt, die insbesondere für die Ernte der Futterrüben („Angerschen“) und des Grünfutters von Vorteil war. Gegenüber seinem Hof stand früher eines der fünf Backhäusle am Ort. Brot war das typische Produkt der Eigenversorgung. Vom Säen der Saat über Ernten, Dreschen, Mahlen des Korns, bis zum Backen des Brotes im Backhäusle konnte alles am Ort gemacht werden.

 

Das Bauernviertel, wie man früher sagte, war das nächste Ziel. Hier gab es Erläuterungen zu den vielen Gastwirtschaften im Ort als auch zum Aufbau eines alten Bauernhauses, in denen oftmals der Stall unterhalb der Wohnung war. Damit stieg im Winter die Wärme, die durch das Vieh abgegeben wurde, in die Wohnung, so Martin Frank.

 

An der alten Friedhofsmauer in der Charlottenstraße wurden eine ganze Reihe von alten Grenzsteinen aufgestellt, die aus der Zeit vom 16. – 19. Jahrhundert stammen. Grenzsteine dienten früher zur Abgrenzung des Herrschaftsgebietes. In viele dieser Grenzsteine wurde ein Baum, mal relativ simpel mal recht kunstvoll eingemeißelt. Einige der Teilnehmer achteten nun zum ersten Mal auf diese Steine.

In der Bartholomäuskirche, in der man sich von der sommerlichen Hitze etwas abkühlen konnte, gab Walter Conrad historische Erläuterungen zur Entstehung im 12. Jhd. und auch zum Bartholomäusmarkt, heute auch Holzmarkt gekannt, der bereits 1521 urkundlich in einem Lagerbuch, einer Art Grundbuch, erwähnt wird.

 

Letzte Station des Rundgangs war das Gebiet um das alte Winkele. Hier erzählte Helmut Mezger über die Familien die dort lebten, ihre Gewohnheiten und Episoden die sich zugetragen haben.

 

An allen Stationen wurden viele großformatige Bilder gezeigt auf denen man die alten Gebäude, Straßenzüge oder urkundliche Erwähnungen bestaunen konnte.

 

Für die älteren Teilnehmer war der Rundgang ein schöner Rückblick, der immer wieder auch von Einzelnen ergänzt wurde, für die Jüngeren ein interessanter Blick in die Vergangenheit unseres Ortes.

 

Für all diejenigen, die noch Lust hatten sich weiter auszutauschen, konnte anschließend in Häußermann‘s Ochsen bei einem kühlen Getränk und einem Vesper das Eine oder Andere noch vertieft werden.

 

 Manfred Braun


Historischer Rundgang am 2. Juni 2019


Auststellung Familienfeste (2019)