Erinnerung an den Bahnanschluss von Ilsfeld im November 1899

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 48 vom 02. Dez. 2021

 

 

 

 

Im Oktober 1845 hatte in Württemberg das Eisenbahnzeitalter mit der Inbetriebnahme der Bahnlinie Cannstatt – Untertürkheim begonnen. In raschen Schritten erweiterten die Württembergischen Staatsbahnen ihr Eisenbahnnetz und bereits ein Jahr später, im Okt. 1846, gab es eine durchgehende Verbindung zwischen Ludwigsburg und Esslingen. Im Jahr 1848 wurde Heilbronn von Ludwigsburg her über Bietigheim an das Schienennetz angeschlossen. Nach 1880 war der Ausbau der wichtigsten Strecken, die für die damaligen Wirtschaftszweige wichtig waren, abgeschlossen. Für alle abseits gelegenen Ortschaften, hatte das neue Verkehrsmittel keine Verbesserung gebracht, sie waren weiterhin auf Kutsche und Pferdefuhrwerk angewiesen. Ein Eisenbahnanschluss durch das Bottwar- und Schozachtal wurde zunächst auf Grund einer zu geringen Wirtschaftlichkeit abgelehnt. Schon 1845, als der Bau der Nordbahn Ludwigsburg – Heilbronn anstand, hatte man große Hoffnung, die Schienen könnten auf der östlichen Seite des Neckars durch das Bottwartal führen. Doch daraus wurde nichts.

 

 

Im Jahr 1889 ergab sich in Anbetracht eines günstigen Staatshaushalts die Gelegenheit erneut, mit Nachdruck auf den Bau einer Eisenbahnstrecke von Marbach nach Beilstein zu drängen. Im Febr. 1889 fand in Großbottwar eine Bürgerversammlung statt, an der der Landtagsabgeordnete des Bezirks Marbach, der Ökonomierat Stockmayer, teilnahm und den Forderungskatalog des Staates an die beteiligten Gemeinden mitteilte. Gemeinderat und Bürgerausschuss beschlossen die genannten Bedingungen zu akzeptieren und den Bau einer staatlichen Sekundärbahn durch das Bottwartal möglichst schnell in die Wege zu leiten. Ein „Komitee für die Erbauung einer Eisenbahn von Marbach durch das Bottwarthal nach Heilbronn“ wurde gegründet, um Vorschläge zur Streckenführung und Kostenvoranschläge auszuarbeiten. Nach gut einem Jahr konnte das Aktionskomitee seine Planung vorlegen. Die Enttäuschung war jedoch groß, als von Seiten der königlichen Regierung die Entscheidung fiel, die Bahnstrecke vorerst nur bis Beilstein einzurichten und nicht wie geplant auf Normalspur sondern nur auf einer Spurweite von 750 mm “sprich Schmalspur“ laufen zu lassen, da dies die kostengünstigere Variante war. Am 9. Mai 1894 wurde schließlich das erste Teilstück der Bahn zwischen Marbach und Beilstein eröffnet.

 

 

Einweihung des Ilsfelder Bahnhofs im November 1989

 

(Foto entnommen aus dem Ilsfelder Heimatbuch)

 

 

bis nach Heilbronn ließ noch über 5 Jahre auf sich warten. Erst am 25.11.1899 wurde der Betrieb des Teilstück Beilstein-Ilsfeld der Bahnstrecke aufgenommen. Ab 01.12.1900 konnte dann die Bahnstrecke für den Personen- und den Güterverkehr bis zum Südbahnhof nach Heilbronn aufgenommen werden.

 

 

 

Der Auensteiner Bahnhof

 

(Foto entnommen aus dem Buch Bottwar- und Zabergäubahn)

 

 

Nun hatten die Gemeinden des Bottwartals und des Schozachtals ihren lang ersehnten Anschluss an das Eisenbahnnetz erhalten. Für die Bevölkerung hatte die Bahnanbindung einen bedeutenden Fortschritt gebracht. Anstelle zu Fuß, mit dem Rad oder der Kutsche konnte man nun bequemer mit dem Zug zur Arbeit fahren, zum Arztbesuch, zum Einkaufen oder Behördengänge in der Stadt erledigen.

 

Auch für den Güterverkehr hatte eine neue Epoche begonnen. Mit der Bahn konnten nun vor allem Baustoffe, Holz, Kohle aber auch Wein, Obst und Zuckerrüben einfacher transportiert werden.

 

Quellen:

 

Ilsfeld: Ein Heimatbuch

 

Bottwar- und Zabergäubahn, Autoren: Joachim Knupfer / Josef Högemann, Verlag Kenning

 

 

Manfred Braun


Ausflug nach Bönnigheim

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 45 vom 11. Nov. 2021

 

 

 

Einige Mitglieder des Heimatvereins trafen sich zu einer Stadt- und Erlebnisbesichtigung unserer Nachbargemeinde Bönnigheim. Zuerst ging es mit dem Stadtführer Kurt Sartorius durch die Altstadt. Er hatte über spannende, teilweise auch grausame Geschichten zu berichten, die sich hinter manchen Türen der historischen Gebäude abspielten.

 

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört das Stadionsche Schloss, das im spätbarocken Stil erbaut wurde. Reichsgraf Friedrich von Stadion, Minister und Kanzler des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz, baute sich 1756 sein Landschlösschen als Sommerresidenz.

 

 

Führung durch die Innenstadt von Bönnigheim

 

 

Anschließend besuchten wir die Cyriakuskirche, ein hervorstechendes Bauwerk der Bönnigheimer Altstadt. Die Stadtkirche hat wie durch Wunder alle Wirren und Kriege der letzten Jahrhunderte überstanden. Im Inneren der Kirche fällt der Blick zum einen auf die Säulen des mächtigen Querbaus, der sich zwischen Langhaus und Chor befindet, zum anderen auf den Hochaltar, ein Prunkstück mittelalterlicher Holzskulptur. An der Seite befindet sich das Tafelbild der Barbara Schmotzerin aus dem 15. Jahrhundert; mit ihren 53 Kindern gehörte sie zu den kinderreichsten Frauen Deutschlands.

 

 

 

Die Arzney-Küche, ein kleines Museum im Labor eines ehemaligen Apothekers, war unser nächstes Ziel. Hier erfuhren wir einiges zur Geschichte der Medizin und der Zusammenwirkung von Alkohol und Heilkräutern.

 

 

 

 

 

Im Museum „Arney-Küche“

 

 

Höhepunkt und Abschluss unseres Ausflugs war der Besuch des Schnapsmuseums. Dieses ist im ältesten Gebäude Bönnigheims, dem Steinhaus beheimatet. Hier befindet sich die größte alkoholgeschichtliche Museumssammlung. Kurt Sartorius erläuterte, wie es dazu kam, dass ausgerechnet in Bönnigheim ein Schnapsmuseum eingerichtet wurde. Als 1977 die Schnapsbrennerei Krebs verschrottet werden sollte, hatte er die Idee, die Destille als Grundausstattung für ein Heimatmuseum zu übernehmen. Im Laufe der Jahre kamen weitere Alkohol-Destillationsgeräte hinzu. Besonders interessant ist die Abteilung der Schwarz- und Geheimbrennereien. Hier war viel über den Erfindungsreichtum der Schwarzbrenner zu erfahren.

 

Im Museum gibt es zur Zeit eine Sonderausstellung mit einem kurzen Film, „Mord am Bönnigheimer Bürgermeister“ zu sehen. Im Jahr 1835 wurde der Bönnigheimer Bürgermeister durch Schüsse aus dem Hinterhalt kurz vor seiner Haustüre erschossen. Der Mörder floh in die USA. Bei diesem Fall wurde die Kriminalballistik, das Untersuchen einer Geschosskugel, in Bönnigheim im Jahr 1835 zum ersten Mal angewandt, 53 Jahre vor Frankreich, was seither als Erfindung der Kriminalballistik gilt. Der Fall konnte 37 Jahre später noch aufgeklärt werden.

 

Zum Abschluss unseres Ausflugs gab es im Gewölbekeller des Museums noch ein deftiges Vesper und eine Schnaps- und Likörverkostung. Kurt Sartorius, ein hervorragender Kenner der Herstellung von hochprozentigen Spirituosen, hatte viele humorvolle Anekdoten und Trinksprüche auf Lager und alle, die nicht selbst mit dem Auto fahren mussten, konnten ihren Gaumen dabei verwöhnen lassen.

 

 

 

Manfred Braun

 


Ferienrätsel für Jung und Alt  2021 – Die Auflösung

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 37 / 38  vom 16. / 23. Sept. 2021

 

 

 

Das Lösungswort unseres diesjährigen Ferienrätsels lautet „Bartholomäus“.

 

Bartholomäus ist der Namensgeber der Ilsfelder Kirche als auch des heutigen Holz- und Krämermarktes. Bartholomäus war ein Jünger Jesus und wird noch heute als Heiliger verehrt. Der Bartholomäusmarkt wurde erstmals 1521 urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Bartholomäusmarkt zum Holz- und Krämermarkt.

 

 

 

Wir danken allen die sich am Ferienrätsel beteiligt haben. Es gab 20 Einsendungen mit dem richtigen Lösungswort.

 

Insgesamt haben wir 10 Gutscheine im Wert von 10 € verlost, zusätzlich erhalten die ersten 3 Gewinner das Buch Kleindenkmale des Heimatvereins. Alle GewinnerInnen wurden per Los ermittelt. Die ersten 3 Gewinner sind:

 

 

 

  1.   Heike Weber, Auenstein
  2.   Christa Kühner, Ilsfeld
  3.   Gisela Müller, Ilsfeld

 

 

 

Herzlichen Glückwunsch.

 

 

 

Die Vorstandschaft

 

 

 

 

Hier nun die Auflösung der Fragen

 

Frage Nr. 1

 

 

Auf dem Neuen Friedhof steht ein Unterstand. Dieser wird als „Mauerhäusle“ bezeichnet, weil er nach dem Großen Brand 1904 auf der Planmauer errichtet wurde. Eine Inschrift erinnert an den Stifter. Wer hat das „Mauerhäusle“ gestiftet

 

Richtige Lösung: 

 

Professor Dr. Karl Vollmöller, Dresden   (B)

 

 

Frage Nr. 2

 

 

Ein eigenartiger Grabstein erinnert an das Kind „Unser Bärbele“, das im Jahr 1947 im Alter von zwei Jahren gestorben ist. Wo befindet sich der Grabstein?

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

In der Ostmauer des Alten Friedhofs  (A)

 

 

 

Frage Nr. 3

 

 

 

Der Obere Bollwerkturm in der Bollwerkstraße diente als Eckturm der Dorfmauer. 1919 wurde eine Wohnung im Aussehen eines kleinen Hauses aufgesetzt. Eine Informationstafel erklärt die Geschichte der Dorfmauer. Wann wurde die Dorfmauer fertiggestellt?

 

 

 

Richtige Lösung:   

 

Im 15. Jahrhundert          (R)

 

 

 

Frage Nr. 4

 

 

Über dem Eingang zur Diakoniestation in der Bahnhofstraße befindet sich ein prächtiges Portal mit der Angabe des Jahres, in dem der Steinmetz das Portal geschaffen hat. Wann wurde das Portal hergestellt?

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

Im Jahr 1766                 ( T )

 

 

 

Frage Nr. 5

 

 

Neidköpfe sollten vor bösen Mächten schützen und das Unheil abwenden. Wo findet man in Ilsfeld diesen Neidkopf?

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

Am Durchgang von der Dammstraße zum Winkele   ( H )

 

 

 

 

 

 

Frage Nr. 6

 

 

 

Renommierte Gaststätten hatten prächtige Schilder mit Symbolen des Namens. Wo war die Gaststätte Krone, deren Schild bis heute an die frühere Wirtschaft erinnert?

 

 

 

Richtige Lösung:

 

In Schozach – in der Herzog-Ulrich-Straße  ( O )

 

 

 

 

Frage Nr. 7

 

 

Am Ortseingang von Wüstenhausen steht ein kleines Kirchlein. Die Gestalt orientiert sich an der ehemaligen Liebfrauenkirche. Auf einigen Tafeln ist die Geschichte der Kirche erläutert. In welchem Jahr wurde die „Kapelle zu unserer lieben Frau“ erstmals erwähnt?

 

 

 

Richtige Lösung:

 

Im Jahr 1400        ( L )

 

 

 

Frage Nr. 8

 

 

Die Bürgerliche Gemeinde, als auch der Musikverein Auenstein pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Auenstein in der Schweiz.

 

Ein Bodenmosaik zwischen Rathaus Auenstein und dem Vereinsheim des Musikvereins Auenstein gibt Auskunft über die folgende Frage:

 

Wieviel Kilometer sind die beiden Orte voneinander entfernt.

 

 Richtige Lösung:  

 

 237 km                ( O )

 

 

 

Frage Nr. 9

 

 

Wann wurde die Auensteiner Jakobuskirche erbaut? Das Eingangsportal gibt darüber Auskunft.

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

Im Jahr 1832                           ( M )

 

 

 

 

 

Frage Nr. 10

 

 

 

 

Das historische Auensteiner Backhäusle musste im Laufe der Jahrhunderte mehrmals erneuert und restauriert werden.

 

Aus welchem Material bestehen die Außenmauern?

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

Sandstein und Fachwerk          ( Ä )

 

 

 

Frage Nr. 11

 

 

Auf dem Weg zur Ruine Helfenberg steht ein Gedenkstein, der an die „Rebflurbereinigung Schlossberg“ erinnert.

 

Was ist darauf abgebildet?

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

Ein Mann an einer Weinpresse  ( U )

 

 

 

Frage Nr. 12

 

 

Das Brunnenhaus beim Abstetterhof steht weit sichtbar auf einer Wiese vor dem Weiler. Wie viele Seiten hat das Bauwerk?

 

 

 

Richtige Lösung: 

 

6 Seiten                ( S )

 

 

Falls wir ihr Interesse an Kleindenkmälern und deren geschichtlichen Hintergrund geweckt haben, finden Sie weitere interessante Informationen in unserem Buch „Kleindenkmale in Ilsfeld, Auenstein, Abstetterhof, Helfenberg, Wüstenhausen, Schozach“. Das Buch kann über den Heimatverein unter der Email-Adresse „heimatverein.ilsfeld@web.de oder telefonisch bei Astrid Schulz, Tel.:  07062/96632, Katharina Seher Tel.:  07062/979624 oder Walter Conrad Tel.:  07062/61332 bestellt werden.

 


Rückblick:  Rundgang „Vom Bartholomäusmarkt zum Holzmarkt mit Kirchweihe und Krämermarkt in Ilsfeld“.

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 36 vom 09. Sept. 2021

 

 

 

Leider hatte der Wettergott kein Einsehen, denn es regnete am Sonntagnachmittag als unser Rundgang angesagt war, die meiste Zeit.

 

Trotzdem hatten sich um die 30 Teilnehmer dazu entschlossen, am Rundgang teilzunehmen. Dieser begann in der Bartholomäuskirche, denn der Markt als auch die Kirche sind nach dem Apostel „Bartholomäus“ benannt, einem Jünger Jesu. Die Reliquien von Bartholomäus werden in einer nach ihm benannten Kirche auf der Tiberinsel in Rom verehrt, dorthin sollen diese im Jahr 983 von Kaiser Otto III. gebracht worden sein. Danach hat sich die Verehrung des Apostels verbreitet.

 

Walter Conrad erläuterte in einem spannenden Vortrag die Entstehung des Marktes und die enge Verbindung mit der Kirche. Die Ersterwähnung des Marktes enthält das Lagerbuch aus dem Jahr 1521. Der Eintrag enthält den Hinweis „wird von alt her also gehalten“. Man kann davon ausgehen, dass die Anfänge des Marktes auf den Bau und die Weihe der Kirche im 11./12. Jahrhundert zurückgehen. Aus der Geschichte geht hervor, dass bereits seit dem 3. Jhd. n.Chr. Kirchweihen gefeiert wurden.

 

Walter Conrad beim Vortrag

 

 

Ein Lagerbuch war ein Besitzverzeichnis über Güter oder Gebäude, das jedoch über weitere Funktionen Auskunft gab, wie z.B. auch über Rechte und Pflichten, die damit verbunden waren. Das Lagerbuch aus dem Jahr 1521 gehört zu den altwürttembergischen Lagerbüchern aus der österreichischen Zeit (1520-1534). Zwei für die Geschichte von Ilsfeld wichtige Einträge enthält das Lagerbuch von damals, die Erwähnung der Alten Kelter und des Bartholomäusmarktes. Darin enthalten war auch eine Gebührenverordnung für die Händler. Folgender Eintrag ist in heutiger Sprache zu lesen:

 

 

 

 „Standgeld und Gebühren beim jährlichen Bartholomäusmarkt.

 

Ein Wagen kostet ein Schilling, ein einachsiger Karren drei Heller, und ein Tragkorb der Krämer zwei Heller. Davon hat man die Knechte, die das eingebracht haben und diejenigen, die im Harnisch (die Marktwache) gegangen sind, bezahlt, und das ist auf altem Herkommen beruhende Ordnung.“

 

 

 

 

 

Die zweite Station des Rundgangs war der Obere Bollwerkturm. Hier verlief früher die Dorfmauer in Richtung Unterer Bollwerkturm.

 

 

 

Station Oberer Bollwerkturm

 

 

Der Bartholomäusmarkt fand ursprünglich mit dem Kirchweihfest im Bereich der Kirche statt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Markt zu einem Krämer- und Holzmarkt. Da vermutlich der Platz nicht mehr ausreichte, wurde das Marktgeschehen auf die Hofäcker verlegt, dem Bereich des heutigen Schulzentrums und der Vorstadtstrasse. Wann die Verlegung genau erfolgte, ist nicht bekannt. Jedoch wird über ein Ereignis aus dem Jahr 1716 berichtet, in dem die Gemeinde in große Schwierigkeiten kam, da in diesem Jahr der Hafer auf den Hofäckern von den Fronbauern nicht geschnitten werden wollte, da ihrer Meinung nach dieser noch nicht reif war, als der Holzmarkt herannahte. Erst als die Gemeinde bereit war, eine Schadenersatzzahlung zu leisten, waren die Fronbauern bereit, die Erntearbeiten vorzunehmen. Auch in späteren Jahren gab es verschiedentlich Probleme mit den Besitzern der Felder, da sie Einschränkungen bei der Bewirtschaftung der Felder befürchteten.

 

Ein weiterer Grund für die Verlegung des Marktgeländes auf die Hofäcker war, dass im Laufe der Jahre die angebotenen Waren, insbesondere die sperrigen Holzwaren mit Pferdefuhrwerken angeliefert wurden und die Pferde getränkt werden mussten. Da das Wasser des Linsenbrunnens dafür nicht auseichte, wurde eine Linsenbrunnen-Speicheranlage gebaut. Viele Waldbauern aus Murrhardt und benachbarten Orten des Murrhardter- und Mainhardter Waldes brachten ihre Produkte wie Pfähle, Stangen, Leitern, Rechen, Besen, Wagen und Räder, Hocker, Kübel, Fässer, Schindeln etc. auf den Markt.

 

Aber auch die Wirte sollten vom Markt profitieren. Im Jahr 1843 beantragte die Gemeinde beim Oberamt Besigheim für die Ilsfelder Wirte die Genehmigung, an einem Marktstand Speisen und Getränke anzubieten. Neun Wirte, die eine Speise- und Gassenwirtschaft betrieben, erhielten eine Erlaubnis.

 

Der Bartholomäusmarkt hat nun weit mehr als 500 Jahre überlebt, und konnte nach einigen Kriegen und Katastrophen immer wieder abgehalten werden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde bereits 1946 ein Antrag bei der amerikanischen Militärregierung in Heilbronn auf Genehmigung des Marktes gestellt, diese wurde erteilt und so konnte am 23./24. Aug. 1946 wieder ein Holz- und Krämermarkt nach dem Krieg stattfinden. Dem nach dem II. Weltkrieg neu gewählten Bürgermeister Eugen Härle lag der Bartholomäusmarkt am Herzen. Gerade in den Jahren des Aufbaus waren Feste wichtig, da diese den mühsamen Alltag unterbrachen und die Jahre der Entbehrungen zeitweilig vergessen ließen.

 

Viele ältere Bewohner erinnern sich noch an die traditionellen Spiele „Rund ums Holz“, die Sonntagnachmittags ausgetragen wurden. Nicht zu vergessen sind auch die großen Umzüge, die in den vergangen Jahren stattfanden. Der Holz- und Krämermarkt ist und bleibt ein Ort, der Generationen verbindet, so der Referent. Man trifft sich, tauscht sich aus und feiert gemeinsam. Für viele ehemalige IlsfelderInnen ist der Holzmarkt ein wichtiger Bestandteil im Terminkalender, zu dem man gerne geht und auf den man sich freut.

 

Natürlich unterlag der Markt auch einem strukturellen Wandel. Der Verkauf von Holz und Holzartikel ist stark zurückgegangen. Die Käufer warten nicht mehr wie früher auf den Holzmarkt, die Waren werden heute im Handel oder Baumarkt besorgt.

 

Aber auch die Vorarbeiten und die Durchführung des Holzmarktes sind mit viel Aufwand und ehrenamtlichem Einsatz verbunden. Im Laufe der Jahre ließ jedoch die Bereitschaft nach, die Organisation dieses viertägigen Events zu stemmen. Bleibt zu hoffen, dass wir nach der Pandemie wieder einen Neustart des Ilsfelder Holzmarktes haben werden.

 

Ein herzliches Dankeschön an Walter Conrad, der diesen Rundgang sehr kurzweilig gestaltet hat und viel Geschichtliches aber auch interessante Anekdoten zu erzählen hatte.

 

 

 

 

Der Heimatverein wird ein Buch herausgeben mit dem Titel „Vom Bartholomäusmarkt zum Holzmarkt mit Kirchweihe und Krämermarkt in Ilsfeld. Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart.“ Das Buch wurde von Walter Conrad verfasst und mit vielen Bildern von den Umzügen und dem Marktgeschehen bereichert, die von Ursula und Thomas Weimar zur Verfügung gestellt wurden und auch das Buch gestalteten. Die Veröffentlichung erscheint voraussichtlich im Oktober 2021.

 

Wer sich also für die Geschichte des Holzmarkt interessiert und weitere Informationen erhalten möchte, kann das Buch beim Heimatverein unter der E-Mail Adresse, heimatverein.ilsfeld@web.de, oder telefonisch bei Walter Conrad, Tel.: 07062/61332 oder Katharina Seher, Tel.: 07062/979624 bestellen.

 

Manfred Braun

 


Ferienrätsel für Jung und Alt  2021

 

Der Heimatverein möchte Sie auch dieses Jahr dazu einladen, an unserem Ferienrätsel mitzumachen. Mit unserem diesjährigen Rätsel wollen wir Sie dazu ermuntern, größere und kleinere Schätze unserer Gemeinde und ihre Geschichte etwas näher kennenzulernen.

 

In den letzten 4 Wochen haben wir in den Ilsfelder Nachrichten die Fragen zu unserem Ferienrätsel veröffentlichen. Hier finden Sie nun noch einmal alle Fragen.

 

Hinter jeder Frage stehen 3 Lösungsvorschläge, einer davon ist richtig. Hinter dem Lösungsvorschlag finden Sie einen Buchstaben in Klammern. Tragen Sie den Buchstaben der richtigen Lösung in das Lösungsblatt am Ende ein, das Lösungswort besteht aus 12 Buchstaben.

 

Ganz wichtig, Einsendeschluss ist Montag, der 6. September 2021.

 

Das Lösungswort senden Sie entweder an die E-Mail Adresse des Heimatvereins (heimatverein.ilsfeld@web.de) oder Sie schneiden das Lösungswort mit Angabe ihrer Adresse am Ende aus und werfen es in den Briefkasten des Heimatvereins in Ilsfeld, Charlottenstr. 7 (neben der Polizei).

 

Als Preise wollen wir 10 Gutscheine im Wert von jeweils 10 € verlosen, die ersten 3 Gewinner/innen erhalten zusätzlich einen Buchpreis. Die Gewinner werden per Los ermittelt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

 

Los geht’s.

 

Frage Nr. 1 

 

Auf dem Neuen Friedhof steht ein Unterstand. Dieser wird als „Mauerhäusle“ bezeichnet, weil er nach dem Großen Brand 1904 auf der Planmauer errichtet wurde. Eine Inschrift erinnert an den Stifter. Wer hat das „Mauerhäusle“ gestiftet?

 

 

O Der Heilbronner Oberbürgermeister Göbel        (H)

 

O Der württembergischen König Wilhelm II.         (K)

 

O Professor Dr. Karl Vollmöller, Dresden               (B)

 

Frage Nr. 2

 

 

 

 

Ein eigenartiger Grabstein erinnert an das Kind „Unser Bärbele“, das im Jahr 1947 im Alter von zwei Jahren gestorben ist. Wo befindet sich der Grabstein?

 

 

 

O Beim Eingang zum Haus der Eltern in der Brückenstraße 46          (E)

 

O In der Gartenmauer des Kindergartens Dorastift                             (L)

 

O In der Ostmauer des Alten Friedhofs                                               (A)

 

Frage Nr. 3

 

 

 

Der Obere Bollwerkturm in der Bollwerkstraße diente als Eckturm der Dorfmauer. 1919 wurde eine Wohnung im Aussehen eines kleinen Hauses aufgesetzt. Eine Informationstafel erklärt die Geschichte der Dorfmauer. Wann wurde die Dorfmauer fertiggestellt?

 

 

O Im 15. Jahrhundert                                                                                                               (R)

 

O 1618 – vor Beginn des 30-jährigen Krieges                                                                        (I)

 

O 1693 – als zwei Heere mit etwa 100 000 Soldaten bei Ilsfeld sich gegenüberstanden    (M)

 

Frage Nr. 4

 

 

 

Über dem Eingang zur Diakoniestation in der Bahnhofstraße befindet sich ein prächtiges Portal mit der Angabe des Jahres, in dem der Steinmetz das Portal geschaffen hat. Wann wurde das Portal hergestellt?

 

 

 

 

O Im Jahr 1766                                                                   ( T )

 

O Im Jahr 1806 – als Württemberg Königreich wurde      ( I )

 

O Im Jahr 1906 – beim Wiederaufbau von Ilsfeld             ( M )

 

Frage Nr. 5

 

 

 

Neidköpfe sollten vor bösen Mächten schützen und das Unheil abwenden. Wo findet man in Ilsfeld diesen Neidkopf?

 

 

O Bei der Autobahnunterführung am Burgweg zwischen Ilsfeld und Auenstein  ( T )

 

O Beim Bildstöckle – am Ende der Bildstraße                                                      ( N )

 

O Am Durchgang von der Dammstraße zum Winkele                                           ( H )

 

Frage Nr. 6

 

 

 

Renommierte Gaststätten hatten prächtige Schilder mit Symbolen des Namens. Wo war die Gaststätte Krone, deren Schild bis heute an die frühere Wirtschaft erinnert?

 

 

 

 

O Beim früheren Gasthaus Krone in Ilsfeld – heute Diakoniestation   ( A )

 

O In Schozach – in der Herzog-Ulrich-Straße                                       ( O )

 

O In Ilsfeld – an der Ecke König-Wilhelm-Straße/Haagstraße             ( U )

 

Frage Nr. 7

 

 

 

Am Ortseingang von Wüstenhausen steht ein kleines Kirchlein. Die Gestalt orientiert sich an der ehemaligen Liebfrauenkirche. Auf einigen Tafeln ist die Geschichte der Kirche erläutert. In welchem Jahr wurde die „Kapelle zu unserer lieben Frau“ erstmals erwähnt?

 

 

 

 

O Im Jahr 1102 – bei der ersten urkundlichen Erwähnung von Ilsfeld          ( M )

 

O Im Jahr 1400                                                                                                 ( L )

 

O Im Jahr 1648 – nach dem Ende des 30-jährigen Krieges                            ( E )

 

Frage Nr. 8

 Die Bürgerliche Gemeinde, als auch der Musikverein Auenstein pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Auenstein in der Schweiz.

 

Ein Bodenmosaik zwischen Rathaus Auenstein und dem Vereinsheim des Musikvereins Auenstein gibt Auskunft über die folgende Frage:

 

Wieviel Kilometer sind die beiden Orte voneinander entfernt.

 

 

O 413 km             ( E )

 

O 237 km             ( O )

 

O 361 km             ( S )

 

Frage Nr. 9

 

 

 

Wann wurde die Auensteiner Jakobuskirche erbaut? Das Eingangsportal gibt darüber Auskunft.

 

 

 

 

O Im Jahr 1810              ( K )

 

O Im Jahr 1832              ( M )

 

O Im Jahr 1890              ( P )

 

Frage Nr. 10

 

 

 

Das historische Auensteiner Backhäusle musste im Laufe der Jahrhunderte mehrmals erneuert und restauriert werden.

 

Aus welchem Material bestehen die Außenmauern?

 

 

 

 

O Backstein und Fachwerk                ( Ö )

 

O Sandstein und Fachwerk                ( Ä )

 

O Lehm-Bauweise und Fachwerk      ( Ü )

 

Frage Nr. 11

 

 

 

Auf dem Weg zur Ruine Helfenberg steht ein Gedenkstein, der an die „Rebflurbereinigung Schlossberg“ erinnert.

 

Was ist darauf abgebildet?

 

 

 

 

O Ein Mann an einer Weinpresse       ( U )

 

O Eine Wengert-Rätsche                    ( T )

 

O Das Wappen von Württemberg      ( K )

 

Frage Nr. 12

 

 

 

Das Brunnenhaus beim Abstetterhof steht weit sichtbar auf einer Wiese vor dem Weiler. Wie viele Seiten hat das Bauwerk?

 

 

 

 

O 4 Seiten             ( N )

 

O 8 Seiten             ( L )

 

O 6 Seiten             ( S )

 

 

Viel Erfolg bei der Spurensuche und viel Glück bei der Auslosung.

 

 

Die Vorstandschaft

 


 

An den

 

Heimatverein Ilsfeld

 

Charlottenstraße 7   / Lothar Späth-Platz

 

Ilsfeld

 

 

 

Lösung des Ferienrätsels für Jung und Alt – 2021

 

 

 

Absender Adresse:

 

 

 

 

 

Name:                                                         Vorname:

 

 

 

Ort:                                                             Straße:

 

 

 

Alter:                                                          Telefon:

 

 

 

 

 

Lösungsbuchstaben zu Frage Nummer:

 

 

 

  Nr. 1            Nr. 2        Nr. 3       Nr. 4          Nr. 5         Nr. 6       Nr. 7        Nr. 8         Nr. 9       Nr. 10     Nr. 11      Nr.12

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Vom Bartholomäusmarkt zum Holzmarkt mit Kirchweihe und KrämermarktGeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart –unterwegs erzählt

 

Vor 500 Jahren, im Jahr 1521, wurde der Bartholomäusmarkt erstmals erwähnt. Die Ursprünge des Marktes, aus dem sich der Holzmarkt entwickelte, liegen aber weiter zurück.

 

 

 

Der Ilsfelder Heimatverein lädt ein zu einem Rundgang zur Geschichte des Marktes. Walter Conrad informiert über die Entwicklung des Marktes von den Anfängen bis zur Gegenwart und berichtet über interessante Begebenheiten.

 

 

 

 

 

 

 

Termin: Sonntag, 29. August 2021, 15 Uhr

 

 

Treffpunkt: Haupteingang der Bartholomäuskirche

 

 

Ende: etwa 16.30 Uhr beim Schulzentrum

 

 

Teilnahme ist nur mit Anmeldung möglich. Zugelassen werden 30 Teilnehmer.

 

Anmeldungen nehmen entgegen: Katharina Seher (07062/979624), Walter Conrad (07062/61332) und Manfred Braun (07062/96222) bzw. heimtverein.ilsfeld@web.de.

Es gelten die aktuellen Bestimmungen der Corona-Verordnung. Bitte bringen Sie Ihre Maske mit und beachten Sie eventuelle kurzfristige Veränderungen.

 

 


Buchvorstellung „Kleindenkmale in Ilsfeld, Auenstein, Abstetterhof, Helfenberg, Wüstenhausen, Schozach“ auf dem Lothar-Späth-Platz

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 25 vom 24.Juni 2021

 

 

 

 

Bei angenehmen Abendtemperaturen fand letzten Mittwoch die Vorstellung des von Autoren des Ilsfelder Heimatvereins herausgegeben Buches „Kleindenkmale“ auf dem Lothar-Späth-Platz statt. Zwischen 45 – 50 Personen hatten sich eingefunden, um das Buch kennenzulernen. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Jerik Froer, einem Schüler der Musikschule Schozachtal, der auf seiner Gitarre die Zuhörer erfreute, er wurde von seinem Lehrer Julian Staudenmaier unterstützt.

 

Nach der Begrüßung durch Katharina Seher, der Vorsitzenden des Heimatvereins, ging Walter Conrad zunächst auf den Namensgeber des Platzes ein und stellte einen interessanten Vergleich mit der heutigen Zeit her.

 

Katharina Seher

 

Lothar Späth ging während der Kriegsjahre hier in Ilsfeld zur Schule. In dieser Zeit fiel auch öfters mal der Unterricht aus, immer dann wenn die Sirenen heulten und es Fliegeralarm gab. In den vergangen Monaten hatten die Schüler/innen auch öfter mal keinen Unterricht aufgrund der Corona-Krise. Aber trotz des

 

Walter Conrad

 

Aber trotz des ausgefallenen Unterrichts schaffte es Lothar Späth bis zum Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg.

 

Danach erläuterte Walter Conrad, einer der vier Autoren, wie es dazu kam, ein Buch mit dem Titel Kleindenkmale herauszugeben und mit welchem großen zeitlichen Aufwand die Recherchen verbunden waren. Neben ihm haben Astrid Schulz, Franz Harasko, Claus Kohout und Horst Meyer an der Gestaltung des Buches mitgewirkt, die auch bei der Vorstellung alle anwesend waren.

 

Kleindenkmale werden oft wenig wahrgenommen, Grenzsteine zum Beispiel stehen meist in versteckter Lage, das führt dazu, dass sie oft übersehen werden. Doch Kleindenkmale haben einen Bezug zum Ort, sie sind Zeitzeugen einer Epoche oder eines Ereignisses und erhaltenswerte Zeugnisse der Geschichte. Jede Generation schafft Kleindenkmale, um dadurch Erinnerungen an vergangene Zeiten zu erhalten.

 

Einige Kleindenkmale stammen aus jüngerer Zeit, wie der Gedenkstein, der an den Zusammenschluss der Gemeinden Ilsfeld und Auenstein aus dem Jahr 1974 hinweist oder die Gedenktafel an der Tiefenbachhalle aus dem Jahr 2003, die anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Spiel- und Sportvereins von Auenstein vom Musikverein Auenstein gestiftet wurde.

 

Neben den Kleindenkmalen selbst wird im Buch auch an Persönlichkeiten der Gemeinde erinnert, die sich um die Erhaltung und Pflege der Denkmale verdient gemacht haben.

 

 

 

Zuhörer auf dem Lothar Späth-Platz  (Aufnahmen: Horst Meyer)

 

Im Anschluss an die Veranstaltung war noch genügend Gelegenheit, um sich über das Buch auszutauschen und es zum Preis von 19,80 € zu erwerben. Zukünftig kann das Buch über den Heimatverein unter der Email-Adresse:  heimatverein.ilsfeld@web.de  oder telefonisch bei Astrid Schulz, Tel.:  07062/96632, Katharina Seher Tel.:  07062/979624 oder Walter Conrad Tel.:  07062/61332 bestellt werden.

 

Ein herzlicher Dank gilt der Gemeinde Ilsfeld, die die Finanzierung des Buches übernommen hat, sowie dem Weingut Golter, das die Bänke und Tische für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt und den Wein für den Ausschank gespendet hat.

 

Manfred Braun

 


Erinnerung an Eberhard Bort

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 19 vom 12. Mai 2021

 

 

 

 

Am Eingang zum Alten Lehrerwohnhaus erinnert eine Schrift mit einer schönen Pflanze an

 

„Professor-Eberhard-Bort-Haus: Ilsfelder – Europäer – Weltbürger“.

 

 

 

Die Spenderin oder der Spender bringen in Erinnerung, dass Eberhard Bort (1954-2017), der Sohn des Ilsfelder Lehrers Karl Bort und seiner Frau Elfriede, im Alten Lehrerwohnhaus seine Jugendzeit erlebt hat.

 

 

 

Nach Schulbesuch, Studium und Aufenthalt in Irland sowie Amerika ließ er sich 1995 in Edinburgh in Schottland nieder und übernahm an der Universität eine Lehrtätigkeit als Politikwissenschaftler.

 

 

 

In seiner Wahlheimat hat er sich einen Namen gemacht. Wer durch Schottland reist, um Land und Leute kennenzulernen, hat möglicherweise deutschsprachige Reiseführer in der Hand, die Eberhard Bort verfasst hat. Die große Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen belegen seine Teilnahme an der politischen Diskussion. Im schottischen Parlament hatte er ein Büro und war für die Vermittlung und Begleitung von Praktikanten zuständig. Bekannt ist auch sein charismatisches Engagement für die Folk-Musik-Szene.

 

 

Erinnerung an Eberhard Bort am Eingang zum Alten Lehrerwohnhaus

 

Aufnahme: Horst Meyer

 

 

In seiner Heimat Ilsfeld war er 15 Jahre Gemeinderat. Beiträge von Eberhard Bort, der Mitglied im Heimatverein war, findet man im Heimatbuch.

 

 

 

Bei Eberhard Bort bewahrheitete sich, dass die Bezeichnungen „Ilsfelder – Europäer – Weltbürger“ keinen Widerspruch darstellen, Weltoffenheit und Heimatverbundenheit schließen sich nicht aus.

 

 

 

Eberhard Bort ist 2017 in Edinburgh verstorben, er wurde am 20. März unter großer Anteilnahme auf dem Neuen Friedhof in Ilsfeld bestattet. Im Jugendzimmer von Eberhard Bort sind heute das Archiv und die Bibliothek des Heimatvereins untergebracht.

 

 

 

Herzlichen Dank der Unbekannten oder dem Unbekannten für den kreativen Appell zum 1. Mai, der an den Weltbürger aus Ilsfeld erinnert: eine passende Ergänzung zum Lothar-Späth-Platz und Lothar-Späth-Haus.

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 


Eine Wanderung auf Waldwegen, die nach bekannten Persönlichkeiten der Gemeinde benannt sind

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 17 vom 29. April 2021

 

 

 

Wandert man auf den Waldwegen unserer Gemeinde, trifft man immer wieder auf Wegenamen, die nach Persönlichkeiten unserer Gemeinde benannt wurden oder anderweitig geschichtliche Hintergründe haben. Wir haben einen solchen Rundweg zusammengestellt, der sich leicht und ohne große Mühe ablaufen lässt.

 

 

Beschilderung „Hugo Heinrich Weg“

 

 

 

 

Fährt man von Ilsfeld in Richtung Pfahlhof, befindet sich im Wald auf der linken Seite der ausgeschilderte Wanderparkplatz

 

Hugo Heinrich“. Hier beginnt auch der gleichnamige Waldweg. Ein Spaziergang auf dem breiten, gut ausgebauten Weg führt uns durch einen Blätterwald. Im Frühjahr blühen an beiden Seiten zahlreiche Anemonen. An heißen Sommertagen bietet der Wald ein dichtes Blätterdach und schützt vor Hitze.

 

Auf der gesamten Strecke begegnen uns immer wieder Spuren von Wildschweinen, die daran zu erkennen sind, dass der Waldboden wie umgepflügt ausschaut.

 

Nach etwa 1 km endet der Weg und man stößt auf den Eichenweg. Läuft man den Eichenweg nach rechts weiter, kann man schon bald den Verkehr der Autobahn vernehmen. Bereits nach einigen hundert Metern endet der Eichenweg und unsere Wanderung führt uns nach links über die Autobahnbrücke.

 

Hier beginnt das Königssträßle, das uns in Richtung Wunnenstein führt. Ein bunter Mischwald begleitet den Wanderer, umrahmt von Vogelgezwitscher und ab und zu von einem Specht, der mit seinem Schnabel auf totes Holz einhackt. Gegen Ende des Weges eröffnet sich dem Wanderer ein herrlicher Ausblick auf Weinberge, den Ort Winzerhausen und die weite Landschaft in

 

Richtung Süden und Osten. Läuft man bis zum Ende des Weges, stößt man auf die Landstraße, die vom Abstetterhof nach Winzerhausen führt. Hätten wir nicht noch immer mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen, wäre nun die Möglichkeit, sich in der Gipshütte zu stärken. Es besteht jedoch die Möglichkeit, von hier den Weg zum Wunnenstein hochzulaufen. Wer dies nicht möchte, biegt am Ende des Königsträßle links ab und führt die Wanderung auf dem Friedrich-Siegele-Weg fort.

 

Dieser führt zunächst leicht bergab und anschließend geht es wieder leicht bergauf. Oben angelangt stößt man wieder auf das Königssträßle, dieses überqueren wir und setzen die Wanderung auf der Alten Königsstraße fort, bis wir auf die Betonstraße der Alten Autobahn stoßen.

 

 

Von hieraus laufen wir nach rechts, vorbei an gefällten Holzstämmen und zerkleinertem Holzhäufen. Unser Weg führt uns zurück über die Autobahnbrücke zum Eichenweg bis wir wieder auf den Hugo Heinrich-Weg einbiegen und zurück zum Parkplatz gelangen.

 

 

Die beschriebene Wanderung ist etwa 5,5 km lang und man kann diese in etwa 1,5 bis 2 Std ablaufen.

 

Doch woher haben die Waldwege nun ihre Namen erhalten.

 

Der Hugo-Heinrich-Weg wurde nach einem ehemaligen Ilsfelder Bürgermeister benannt. Hugo Heinrich war von 1917–1947 Bürgermeister der Gemeinde Ilsfeld. Er hatte die schwere Aufgabe während und nach dem I. Weltkrieg mit der Inflation und der hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Später während des Dritten Reiches und des II. Weltkrieges versuchte er sein Amt sachbezogen auszuüben und Parteieinflüsse außen vor zu lassen. Im April 1945 übergibt Bürgermeister Heinrich den Amerikanischen Truppen den Ort. Große Verdienste erwarb er sich auch um den Gemeindewald durch die Umstellung von Nieder- auf Hochwaldbewirtschaftung, wodurch langfristig höhere Preise für das Holz erzielt wurden.

 

Bürgermeister Heinrich führte eine Orts-Chronik. Etwa 1920 notierte er: „Wie gut das Verhältnis zwischen der hiesigen Zivilbevölkerung und den Kriegsgefangenen war, beweist die Geburt von drei unehelichen Kindern französischer Abstammung im Jahr 1918.“

 

Die Namen Königssträßle und Alte Königsstraße resultieren vermutlich daraus, dass einer der württembergischen Könige einst mit der Kutsche auf diesem Verbindungsweg von Schloss Liebenstein zum Wunnenstein fuhr. Früher gab es in den Wäldern so gut wie keine befestigten Wege. Als erster Wegebau wird das Alte Königssträßle erwähnt.

 

Zur Erinnerung an den langjährigen Bürgermeister von Auenstein wurde der Friedrich-Siegele-Weg benannt. Er war Bürgermeister in der Zeit von 1919–1958 allerdings mit Unterbrechungen während der Kriegsjahre.

 

Bei dem Waldweg „Alte Autobahn“ handelt es sich noch um Überreste der Autobahn, die in den Jahren 1938-1940 gebaut und in den 1950er Jahren mit Betonplatten erneuert wurde. In den 1970er Jahren wurde ein Teilstück der Autobahn zwischen Ilsfeld und Mundelsheim in die jetzige Trassenführung versetzt und der Großteil der alten Autobahn renaturiert.

 

Quelle:  Ilsfelder Heimatbuch

 

Manfred Braun, Walter Conrad

 


Spendewecken

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 15 vom 15. April 2021

 

 

 

 

Im Jahr 1846 erschien die Broschüre „Geschichte der Stadt Laufen am Neckar mit den ehemaligen Amtsorten Gemmrigheim und Ilsfeld“. Der Verfasser, Dr. Karl Klunzinger, war Vorsitzender des Altertumsvereins im Zabergäu.

 

 

 

Auf etwa 10 Seiten ist die Geschichte des Marktfleckens Ilsfeld dargestellt. Neben den wichtigen Ereignissen in der Geschichte und der Erwähnung aus Ilsfeld stammender Persönlichkeiten schreibt Klunzinger über eine alte Tradition, die in einer Rechnung aus dem Jahr 1656 erwähnt wird:

 

„Laut Rechnung von 1656 erhält jede hier lebende Seele jedes Jahr einen Weck, Spendeweck genannt, und der Magistrat eine Zehrung. Der Schulmeister singt auf dem Rathause mit seinen Schülern ein Kirchenlied und verliest einen Psalm. Früher hielt der Pfarrer auch eine Rede.“

 

 

 

 

Erwähnung des Spendewecken' in „Geschichte der Stadt Laufen am Neckar mit den ehemaligen Amtsorten Gemmrigheim und Ilsfeld“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Oberamtsbeschreibung aus dem Jahr 1853 sind ebenfalls einige Zeilen der alten Tradition gewidmet, der Verfasser schreibt:

 

„... daß im Frühjahr jedem Einwohner ein Wecken (Spendeweck genannt) verabreicht wird, bei welcher Veranlassung der Schulmeister ein Kirchenlied mit seinen Schülern singt und einen Psalm verliest.“

 

 

Im Jahr 1903 hielt Oberlehrer Gronbach einen heimatkundlichen Vortrag. Er konnte auf die alten Dokumente des Gemeindearchivs im Rathaus zurückgreifen, das ein Jahr später, beim Großen Brand am 4. August 1904, abgebrannt ist. Gronbach notierte: „… die ältesten Urkunden bezüglich der Spendewecken reichen zurück bis zum Jahr 1656.“

 

 

 

Einen weiteren Bericht – mit mehr Information – zur Tradition der Spendewecken hat Pfarrer Heinrich Weidner in den Pfarrbericht 1910 unter dem Kapitel „Eigentümliche kirchliche Gebräuche und Sitten ...“ aufgenommen:

 

„Besondere Erwähnung verdient der sogenannte Spendeweckengottesdienst, der alljährlich am Freitag vor Georgi (23. April) nachmittags um 1 Uhr im Rathaus abgehalten wird. Bei demselben singen die Schüler der Oberklasse einen Choral, der erste Schüler verliest den Psalm 104, der Geistliche hält eine kürzere Ansprache, worauf nach nochmaligem Absingen eines Wortes die Verteilung der Wecken an 'jede hier lebende Seele' vor sich geht. Ein urkundlicher Nachweis über das alte Herkommen ist nicht mehr vorhanden, jedenfalls wurden die Wecken schon im Jahr 1656 'nach alter Observanz' verteilt...“

 

 

 

Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts erhielten nach den Recherchen von Otto Conrad der Pfarrer für das Halten einer Rede 30 Kreuzer und der Schullehrer für den Gesang 20 Kreuzer.

 

Die Extrazeche für Schultheiß und Gemeinderat, die schon im Jahr 1656 erwähnt ist, soll nach der Erinnerung damaliger älterer Bürger eine größere Rechnung als alle Wecken zusammen ergeben haben.

 

Otto Conrad hat als etwa 10-jähriger die Ausgabe der Spendewecken erlebt. Er schreibt:

 

„Ich habe selbst noch für die ganze Familie 9 Wecken – 7 Kinder, Vater und Mutter – auf dem Rathaus abgeholt. Wir durften die Wecken nicht selbst essen. Die Mutter hat davon eine Mittagsmahlzeit mit 'gebackenen Schnitten' zubereitet. Die Weckeschnitten wurden in Pfannkuchenteig gelegt und dann mit Schmalz in der Pfanne gebacken. Es war so was wie ein Festessen.“

 

 

Das Rathaus oberhalb der Planmauer vor dem Großen Brand 1904

 

 

 

(Postkarte aus dem Jahr 1894)

 

 

Pfarrer Weidner hat schon 1910 festgestellt, dass kein zuverlässiger Nachweis über das Aufkommen der Tradition der Spendewecken bekannt ist. Obwohl seither die Geschichte des Dorfes ausführlich dokumentiert wurde, ist keine Quelle zur Herkunft der Spendewecken entdeckt worden. Lediglich aus dem Namen kann man den Schluss ziehen, dass die Tradition auf einen Spender oder eine Spenderin zurückzuführen ist, dessen oder deren reichhaltige Zuwendung allen in Ilsfeld lebenden Seelen, nicht allein den Bürgern mit ihren Familien, jährlich einen kleinen Festtag ermöglichte und – nicht zu vergessen – den Gemeinderäten eine festliche Mahlzeit.

 

 

 

Laut Pfarrbericht von 1920 wurde die Verteilung im Jahr 1916, in der Zeit des             I. Weltkriegs, mit der Einführung der Brotrationierung eingestellt.

 

 

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 


Die Geschichte der Kehrwoche

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 10 / 11 vom 11. / 18. März 2021

 

 

 

Der Sinn für Sauberkeit und Ordnung ist eine Eigenschaft, die den Schwaben weit mehr zugeordnet wird als manch anderen Landsleuten. Schuld daran ist die Kehrwoche, die heute noch bei vielen Bewohnern am Samstag zum festen Ritual zugehört. Ausgerüstet mit einem „Besa“ (Besen) und einer „Kutterschaufel“ fegt man nicht nur vor der eigenen Haustür, sondern auch das Trottoir, sprich den Gehweg, entlang des Grundstücks. Fortschrittliche haben dafür heute eine Kehrmaschine.

 

Doch die Kehrwoche hat eine über 500 Jahre alte Geschichte und führt ursprünglich in das Jahr 1492 zurück.

 

 

Als Eberhard im Bart, erster Herzog von Württemberg, seine Residenz nach Stuttgart verlegte, stank ihm einiges in seiner Hauptstadt ganz gewaltig und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Auf den Straßen suhlten sich Schweine, der Abfall türmte sich und tote Ratten verwesten. Und sehr zum Ärgernis des Herzogs transportierte der Nesenbach Fäkalien direkt auf das Rad der Schlossmühle.

 

 

Reiterstandbild Eberhard im Barte

 

Im Alten Schloss in Stuttgart

 

 

 

Und so erließ der Graf bereits im Jahr 1492 eine Gassensäuberungsordnung (Graf Eberhard wurde am 21.7.1495 zum Herzog ernannt). So stand im Stuttgarter Stadtrecht von 1492, das er aufgesetzt hatte: „Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, jeder seinen Winkel (Gasse zwischen zwei Häusern) alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen Misthaufen anlegen. Wer keine eigene Grube hatte, muss den „Unrath“ jede Nacht an den Bach tragen.

 

Doch kaum einer hielt sich an die Verordnung und der Dreck blieb weiterhin in den Straßen liegen. Auch ständige Präzisierungen brachten die Stuttgarter nicht dazu, die Verordnung einzuhalten.

 

 

Gemälde Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg

 

(Foto entnommen aus Wikipedia)

 

 

 

 

 

220 Jahre später, als Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg seine Residenz in Stuttgart bezog, hatte auch er gleich die Nase voll von dem Dreck und Gestank, von dem er dort empfangen wurde. Selbst in den vornehmsten Gassen bot sich dem Adligen bei

 

 

seinen Kutschenfahrten ein nicht gerader feiner Anblick. Überall Dung-, Mist- und Erdehaufen, die die Luft verpesten schimpfte er über den allgegenwärtigen Dreck und den damit verbundenen Gestank in Stuttgart. Die Gassen seien „mit solchem Unflath zu jedermanns höchsten Unlust und entsetzen angefüllt“. Überdies zeige die Erfahrung, dass „durch solchen Gestanck die Lufft angesteckt und verunreiniget“ werde und dadurch „allerhand Seuch und Kranckheiten verursacht“ würden. Eine für die damalige Zeit erstaunliche Erkenntnis.

 

 

Kehrwochenverordnung von 1714

 

(Foto Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

 

 

 

 

Und so erließ der Herzog vor mehr als 300 Jahren, am 14. Januar 1714, eine sehr ausführliche Gassensäuberungsordnung, die es in sich hatte und später unter der Bezeichnung „Kehrwoche“ weiterlebte. Mit dieser sehr detaillierten Verordnung, sie umfasst mehr als 30 Punkte, wollte der Herzog diesem leidlichen Übel endlich Einhalt gebieten. Zudem drohten darin empfindliche Strafen bei Zuwiderhandlung. Einen Gulden sollten diejenigen bezahlen, die aus Eigensinn, Faulheit oder „angewohnter

 

Unfläterey“ ihrer Pflicht nicht nachkamen. Und es war genau festgelegt, für welche Gassen, Straßen und Plätze welche Regelung galt, wo der Unrat in welchem Rhythmus beseitigt werden musste und wo er schlicht verboten war. So mussten der Marktplatz und dessen Umgebung „von Mist und Unrat ohnbelegt“ bleiben.

 

Auch der neuerliche Erlass brachte nicht die gewünschte Sauberkeit. Dabei ließ es der Herzog in seiner Verordnung nicht an Deutlichkeit fehlen und machte aus seinem Ärger keinen Hehl. Umso weniger, als er „selbst den verdrießlichen Augenschein mehrmahlen einnehmen“ musste. Sprich, er musste mit seiner Kutsche im Zickzack um die stinkenden Misthaufen auf den Stuttgarter Straßen herumfahren.

 

Die Stuttgarter wollten sich mit der Verordnung partout nicht anfreunden. Als Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg 1733 starb, lagen „die Misthaufen in fast allen Straßen der Stadt – auch in jenen, in denen dies ausdrücklich untersagt“ war.

 

1740 wurde abermals eine aktualisierte Gassensäuberungsordnung erlassen. Und allmählich schienen die Stuttgarter ihren Reinigungspflichten nachzukommen. Zweimal pro Woche mussten die Bewohner, ohne Unterschied des Standes, die Straßen kehren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hielt dann gar der „Kehrtag“ Einzug, also die tägliche Straßenreinigung.

 

Die Straßen-Polizei-Ordnung von 1811 legte fest, dass „niemand von der Verbindlichkeit, vor seinem Haus kehren zu lassen“ ausgenommen sei. Der Hauseigentümer war verpflichtet, „so oft es gefordert ist, vor seinem Haus die Reinigung vorzunehmen“.

 

177 Jahre später fand dieses Dauerthema ein jähes Ende. Im Dezember 1988 wurde unter dem damaligen Oberbürgermeister Manfred Rommel die Kehrwoche als Teil der kommunalen Ordnung mit der Auflage, mindestens einmal wöchentlich zu fegen, seitens des Stuttgarter Gemeinderats abgeschafft. Die neue Verordnung verlangte nur noch, dass die Gehwege gereinigt werden, wenn sie verschmutzt sind, also die dem Ermessen unterliegende Reinigung „bei Bedarf“.

 

Vielerorts in Baden-Württemberg ist die Kehrwoche jedoch nach wie vor fester Bestandteil des Mietvertrags, und ihre Einhaltung wird teilweise penibel überwacht.

 

Quellen: Baden-Württemberg in 66 Objekten, Theiss Verlag 2016

 

Artikel Stuttgarter Zeitung Jan. 2014, Wikipedia,  

 

 

 

M. Braun

 

 


Einladung zur Buchpräsentation „KLEINDENKMALE“

 

Der Heimatverein lädt Sie recht herzlich zur Vorstellung des neu erschienenen Buches „KLEINDENKMALE in Ilsfeld, Auenstein, Abstetterhof, Helfenberg, Wüstenhausen, Schozach“ ein.

 

 

Die Buchpräsentation findet am

 

 

Mittwoch 16.06.2021 um 18.00 Uhr

 

auf dem Lothar-Späth-Platz (beim Rathaus / Polizei-Stadion), in Ilsfeld, statt.

 

 

Bei schlechtem Wetter verlegen wird die Veranstaltung an die Schule (beim Festzeltplatz), Bollwerkstraße.

 

 

Auf Ihr Kommen freut sich die Vorstandschaft des Heimatvereins.

 


Die Flurnamen - Auf dem Plan und Planmauer

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 8 vom 25. Febr. 2021

 

 

 

Wir beenden die Serie über Flurnamen mit der Bezeichnung eines Gebietes im Zentrum von Ilsfeld. Die Bartholomäuskirche, das Rathaus und das Pfarrhaus, die frühere Volkschule (Polizeiposten und die Volkshochschule) und das Alte Lehrerwohnhaus (Museum und Leitung der Kindergärten) befinden sich nach früherem Sprachgebrauch „Auf dem Plan“. Die öffentlichen Gebäude stehen einige Meter höher auf einem Gelände, das gegen Süden – zur König-Wilhelm-Straße – durch eine mächtige Mauer, die „Planmauer“ abgegrenzt ist.

 

In älteren Schriftstücken heißt dieser Bereich „Spreuerberg“. Der Name soll daran erinnern, dass dort das Getreide mit dem Flegel gedroschen wurde, wobei Spreu entstand. Ein Nachweis für diese volkstümliche Überlieferung liegt allerdings nicht vor. Heute ist der Name in Vergessenheit geraten.

 

 

 

Ilsfeld war in der Geschichte das Zentrum des oberen Schozachtals. Die Bartholomäuskirche wurde im 11. oder 12. Jahrhundet errichtet. Die aus Stein gebaute Kirche ersetzte frühere Kirchen in Holzbauweise. Diese Kirche wurde später umgebaut, erweitert und vergrößert. Bei der Kirche, ungefähr im Bereich des heutigen Pfarrgartens, befand sich ein fränkischer Königshof, der Sitz der Ortsherren, ab dem Jahr 1300 wurde die Anlage zum Fronhof des Johanniter-Ordens.

 

 

 

Bei der Anlage des Sitzes der Ortsherrschaft und der Kirche war es notwendig, das leicht abfallende Gelände einzuebnen, planeben zu machen. Die Gebäude standen dann „Auf dem Plan“, dieser Bereich verlief nach Norden – zum Friedhof hin – ziemlich eben, nach Süden – Richtung Schozach – wurde das Areal durch eine Stützmauer, die „Planmauer“ abgegrenzt. Diese setzt sich in der Kirchstraße fort.

 

Die Bezeichnung „Planmauer“ hat sich behauptet, vom Gebiet „Auf dem Plan“ spricht man heute nicht mehr.

 

 

 

Auf der Abbildung erkennt man das als Steinhaus bezeichnete Gebäude. Es stand bis zum Großen Brand 1904 direkt neben der Kirche und diente den Ortsherren als Wohnbau, später wurde es zum Frucht- und Kornkasten. Vor dem Großen Brand 1904 nutzte der Lederfabrikant Conz das Gebäude als Lager, vor dem Wiederaufbau des abgebrannten Dorfes wurde die Ruine gesprengt.

 

 

 

 

Die Ruine des Steinhauses neben der Kirche

 

 

Die Planmauer erstreckte sich bis zum Großen Brand 1904 lediglich von der großen Treppe bis zum Dreirohrbrunnen. Die Abbildung zeigt eine Postkarte, die im Jahr 1894 verschickt wurde. Das mächtige Gebäude oberhalb der Planmauer ist das Rathaus. Von dort führte eine Treppe zur Hauptstraße und ein Weg zweigt nach oben – zur heutigen Rathausstraße – ab. In dem kleinen Haus zwischen dem Weg und der Hauptstraße war der Kiesel'sche Kaufladen. Das Gebäude und die weiteren Häuser Richtung Auenstein stützen den oberen Bereich zur Hauptstraße ab, so dass eine Stützmauer nicht notwendig war. Das Untergeschoß betrat man von der Hauptstraße aus, die oberen Räume waren von der heutigen Rathausstraße aus zugänglich.

 

 

 

 

Die Planmauer unterhalb des Rathauses – Postkarte aus dem Jahr 1894

 

 

 

Beim Wiederaufbau des abgebrannten Dorfes hat man die Planmauer bis zur Abzweigung der Charlottenstraße verlängert, die Abbildung zeigt das abgeräumte Gelände. Lediglich eines der kleinen Häuschen links der Hauptstraße ist noch nicht abgerissen. In der Rathausstraße sind die ersten Häuser fertiggestellt.

 

 

 

 

 

 

Verlängerung der Planmauer beim Wiederaufbau nach dem Großen Brand 1904

 

 

 

Rechts der Hauptstraße sind die beeindruckenden Wohn- und Geschäftshäuser weitgehend fertiggestellt. Deutlich erkennt man den Gasthof Hirsch (heute Apotheke); die Hirschstraße ist kaum zu erkennen. Das dritte Gebäude nach dem „Hirsch“ ist „ Häußermann's Ochsen“, im mächtigen Haus neben dem „Ochsen“ wurde 1906 der Keppler'sche Laden eingerichtet, nach damaligen Verhältnissen war es aber eher ein Kaufhaus.

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 


Die Flurnamen - Bustadt und Gendach

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 7 vom 18. Febr. 2021

 

 

 

Nach dem Flurnamen Bustadt ist das ausgedehnte Gewerbegebiet benannt, Gendach heißt die Neubausiedlung, die durch die Schwabstraße und den Eichenweg begrenzt ist.

 

 

 

In den Gebieten der heutigen Siedlungen Bustadt und Gendach befanden sich früher Dörfer mit demselben Namen. Drei weitere Orte waren auf der heutigen Ilsfelder Markung: Beuren, Froßbach und Seetham.

 

 

 

Beuren ist bei der heutigen Kläranlage zu suchen, Froßbach in der Klee und Seetham zwischen den Engelsberghöfen und dem Durstlachewald. Der zuverlässige Nachweis der ehemaligen Orte Bustadt, Gendach und Beuren kann erbracht werden, bei den Siedlungen Froßbach und Seeham geben die Quellen nicht eindeutig Auskunft.

 

 

 

Die abgegangenen Dörfer hatten eine eigene Markung und vermutlich 100-200 Einwohner.

 

Die Verödung der Dörfer begann mit den Städtegründungen im 13. Jahrhundert, die eine Landflucht bedingten, auch Pestepidemien haben zum Bevölkerungsschwund geführt. Der obere und der untere Bollwerksturm sowie die Friedhofsmauer erinnern an die frühere Dorfmauer in Ilsfeld, die mächtigen Mauern mit den Türmen waren spätestens im 15. Jahrhundert fertiggestellt. Die Menschen verließen die Siedlungen um Ilsfeld und suchten innerhalb des befestigten Dorfes mehr Sicherheit. Von Bustadt könnte auch ein geringer Teil der Menschen nach Abstatt gezogen sein, diese Annahme bezieht sich auf eine Urkunde aus dem Jahr 1247 (Heimatbuch Abstatt, Seite 18).

 

 

 

Im Heimatbuch von Ilsfeld ist ab Seite 353 ein Aufsatz von Otto Conrad abgedruckt, in dem die Gründung und die Verödung der früheren Siedlungen beschrieben sind sowie der historische Nachweis erbracht wird. Der Artikel wurde erstmals 1963 unter der Überschrift „Die Entstehung der Großmarkung Ilsfeld – ein siedlungsgeschichtlicher Beitrag zur Flurnamen- und Wüstungsforschung“ vom Historischen Verein Heilbronn veröffentlicht. Die vorliegenden Ausführungen sind diesem Artikel entnommen.

 

 

 

Bustadt

 

Bustadt wird erstmals als Buodostatt in einer Urkunde erwähnt, die zwischen den Jahren 950-76 ausgestellt wurde. Interessant ist, dass Ilsfeld etwa 150 Jahre später – im Jahr 1102 – erstmals erwähnt wird.

 

Weitere urkundliche Erwähnungen von Bustadt:

 

1277: Boestatt

 

1412: Buchstatt und Buwstatt

 

1468, 1507, 1537: Bustatt

 

 

 

Die Karte aus dem Jahr 1832 zeigt einen Ausschnitt des Gebietes Bustadt mit den Flurnamen: Untere Bustadt, Obere Bustadt und Bustadtgrund. Weitere verwandte Flurnamen erinnerten an die einstige Siedlung: Bustemer Weg, Bustemerweg Hohle, Bustemer Graben, Bustemer Feld und Gebustich.

 

 

 

 

Ausschnitt des Gebietes Bustadt in der Flurkarte von 1832

 

Quelle: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg

 

 

Heute schreibt man Bustadt, wie die Stadt, mit „dt“. In der Geschichte findet man meist die Schreibweise „-statt“, die an eine Stätte erinnert. Bustatt, genauer Buodostatt, war wohl eine Siedlung mit Raststätte an dem Kreuzungspunkt der Fernstraßen Esslingen-Heilbronn und Lauffen-Hall. Das Bestimmungswort Buodo könnte auf den Namen Bodo zurückgehen.

 

 

 

Gendach

 

 

 

Kaiser Heinrich IV. schenkte im Jahr 1102 das Gut zu Ilisvelt im Schozachgau dem Bischof von Speyer, die Urkunde ist die erste schriftliche Erwähnung von Ilsfeld.

 

In der Urkunde ist festgehalten, dass der Teil des Guts, der in dem Dorf mit dem Namen Jendan liegt, ausgenommen ist, weil dieses schon an das Kloster Sinsheim geschenkt wurde. Aus dem Namen Jendan entwickelte sich der spätere Flurname Gendach.

 

Im Jahr 1468 wird ein Garten zu Gendach genannt, der das Gotzhuz gewesen, die Erwähnung könnte sich auf die Kirche des Dorfes beziehen. Weitere urkundliche Erwähnungen von Gendach sind aus den Jahren 1521, 1537 und 1772 bekannt.

 

 

 

Auf einem Markstein, der heute an der südlichen Friedhofsmauer steht, sind die Buchstaben „GZ“, für Gendacher Zehnt, eingemeißelt. Der Stein stand früher auf einem Grundstück im Gebiet Gendach, von dessen Ertrag der Bauer als Pächter den zehnten Teil an die Herrschaft abführen musste.

 

 

 

Das Gewerbegebiet Bustadt und die Neubausiedlung Gendach sind die Ortsteile von Ilsfeld, in die nach Jahrhunderten das Leben wieder zurückgekehrt ist.

 

 

 

Walter Conrad, M. Braun

 


Der Flurname - Hürbel

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 6 vom 11. Febr. 2021

 

 

 

Eine Straße im Neubaugebiet „Westliches Bild“ trägt den Namen Hürbelweg. Der Straßenname bezieht sich auf die Flur mit demselben Namen am Ortsrand von Ilsfeld in Richtung Schozach.

 

Am Ortsausgang von Ilsfeld Richtung Schozach zweigen zwei Wege ab. Der Weg nach links führt zur Kläranlage, der Weg nach rechts Richtung Aussiedlerhöfe in der Klee. Folgt man diesem Weg, dann führen nach etwa 200 bzw. 400 Meter zwei Wege nach links Richtung Schozach. Die Flurstücke bei diesen Wegen gehören zur Hürbel.

 

 

 

Die Bedeutung des Namens Hürbel ist nicht eindeutig. In den Lagebüchern aus dem Jahr 1507 und 1537 sowie einer Steuerliste aus dem Jahr 1525 erscheint mehrfach der Name „Hilwer“. Rudolf, Lienhard und Hans Hilwer stehen für begüterte Familien am Anfang des 16. Jahrhunderts. Rudolf Hilwer ist im Jahr 1507 als einer der 12 Richter von Ilsfeld genannt, gehörte also zu den Männern, die in dörflichen Angelegenheiten zu entscheiden hatten.

 

Interessant ist, dass der Familienname auch als Flurbezeichnung „in der Hilwer“, „obere Hilwer“ und „in der Hirwel“ erscheint. Obere Hürbel ist die Bezeichnung für die unterhalb der Schozacher Höhe sich befindende Flur. Nicht auszuschließen ist, dass die Flurbezeichnung auf „Hilwer“ zurückgeht und über das – mundartlich gebräuchliche – Hirwel zur heutigen Bezeichnung Hürbel wurde.

 

 

 

Eine zweite Deutung setzt bei der Beobachtung ein, dass der Name Hürbel nicht auf Ilsfeld beschränkt ist. Hürbel gibt es als Ortsnamen, auch in anderen Gemeinden tragen Flurstücke und Bäche den Namen Hürbel. Möglich ist, dass die Bezeichnung auf ein nasses Gelände verweist, sprachlich von „Sumpfland“ abzuleiten ist.

 

 

 

In der Ilsfelder Geschichte hat die Hürbel besondere Bedeutung. Bei Erntearbeiten in der Hürbel blieb 1931 das „Ilsfelder Männle“ in einer Sichel hängen.

 

Als „Ilsfelder Männle“ wird heute das knapp sieben Zentimeter hohe keltische Amulett bezeichnet. Es trägt eine eigenartige Kopfbedeckung, die Arme sind seitwärts in anbetender oder abwehrender Haltung erhoben. Das Amulett geht zurück auf die Keltenzeit um 400 v. Christus und gehört zu den Nachweisen keltischer Besiedlung in Ilsfeld.

 

Heute werden Ilsfelderinnen und Ilsfelder, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben, mit einer – vergrößerten – Nachbildung des keltischen Amuletts geehrt, das den einprägsamen Namen „Ilsfelder Männle“ trägt.

 

 

 

 

Das „Ilsfelder Männle“ – ein in der Hürbel gefundenes keltisches Amulett

 

Vorlage: Ilsfelder Heimatverein

 

 

 

 

 

 

 

Ältere Ilsfelder erinnern sich daran zurück, dass das seltene Stück, das bei der Keltensammlung im Landesmuseum in Stuttgart seinen Platz gefunden hat, in Anlehnung an den Fundort als „Hürbelmännle“ oder wegen seiner religiösen Bedeutung als „Hürbelgeist“ bezeichnet wurde.

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 


Der Flurname - Landgraben

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 5 vom 04. Febr. 2021

 

 

 

Die Grundstücke mit dem Flurnamen Landgraben befinden sich an der Hauptstraße von Ilsfeld nach Flein kurz vor Beginn des Waldes. Nach der Einmündung der von Schozach kommenden Straße steigt die nach Flein führende Landstraße etwas an. Die Parzellen links und rechts der Straße bilden die Flur mit dem historischen Namen. Der Landgraben entstand im Spätmittelalter als württembergische Nordgrenze.

 

 

 

Verlauf des Landgrabens

 

Der westliche Ausgangspunkt des Landgrabens war die Heuchelberger Warte bei Leingarten, dort befindet sich heute eine bekannte Gaststätte. Der ehemalige Wachturm dient nun als Aussichtsturm, dort findet man eine Schautafel zur Geschichte des historischen Bauwerks.

 

Ungefähr der mittlere Abschnitt des Landgrabens befand sich auf Schozacher und Ilsfelder Markung. Auf der Karte erkennt man den weiteren Verlauf vom Landturm bei Wüstenhausen Richtung Auenstein, Abstatt und Helfenberg bis nach Gronau/Schmidhausen.

 

 

Verlauf des Landgrabens von der Heuchelberger Warte bis Gronau/Schmidhausen.

 

Der Landgraben – die Nordgrenze Württembergs

 

Nördlich dieser Abgrenzung befanden sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts acht kleine Herrschaftsgebiete, die Reichsstadt Heilbronn war das Bedeutsamste. Im Süden hatte sich die Grafschaft Württemberg gebildet. Der Landgraben mit einer Länge von 23,5 km trennte Württemberg von seinen nördlichen Nachbarn. Auf einer Länge von 15,5 km bestand die Grenze aus dem künstlich angelegten Graben. An der Straße von Lauffen nach Ilsfeld erkennt man nach dem Ortsausgang rechts der Straße ein Stück des früheren Landgrabens.

 

Von Nordheim bis Lauffen bildete der Neckar eine natürliche Grenze. Von der Einmündung des Erlenbachs in den Gruppenbach beim Landturm war dieser Wasserlauf die Grenze bis Auenstein.

 

 

 

Geschichte des Landgrabens

 

Unter der Herrschaft der Grafen Ulrich und Eberhard im Bart entstand der Landgraben in den Jahren 1456-1496, er bildete etwa 300 Jahre die württembergische Landesgrenze. Mit der Auflösung der Kleinstaaten durch Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts kamen die kleinen Herrschaftsgebiete und die Reichsstadt Heilbronn zum Königreich Württemberg, damit hatte der Landgraben seine Aufgabe verloren.

 

 

 

Aufgabe des Landgrabens

 

Wichtige überregionale Handelswege führten durch den Talkessel zwischen dem Heuchelberg und den Löwensteiner Bergen. Die Handelswege von Süden nach Norden – und umgekehrt – wurden durch den Landgraben auf wenige Straßen gezwungen, an denen Zoll erhoben wurde. Die Landtürme hatten die Aufgabe von Zollstationen. Durch den Wüstenhausener Landturm führte der Verkehr nach Heilbronn, der von Cannstatt über Marbach sowie von Backnang über Beilstein kam.

 

 

 

Weniger bedeutend war der Landgraben zur Verteidigung des Landes, obwohl er in einigen Abschnitten durch einen Schutzwall und einer undurchdringlichen Hecke verstärkt war. Unter den schrecklichen Kriegen und Truppendurchzügen mit Einquartierungen in den 300 Jahren seiner Geschichte hatten die Menschen in Ilsfeld auch zu leiden.

 

 

 

Der Flurname Landgraben erinnert an die Grenze Württembergs, die nördlich von Ilsfeld verlief, seine eindrucksvollsten Zeugnisse bei Ilsfeld sind der Wüstenhausener und Lauffener Landturm.

 

 

 

Quelle:

 

Otto Conrad – Der altwürttembergische Landgraben vom Heuchelberg zum Bottwartal 1456-1805, Historischer Verein Heilbronn 1963.

 

 

 

Walter Conrad, M. Braun

 

 

 


Der Flurname - Durstlache

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 4 vom 28. Jan. 2021

 

 

 

Der Flurname Durstlache gehört zu den bekannten auf der Ilsfelder Markung, weil der größte Teil des ausgedehnten Waldes links und rechts der Straße von Ilsfeld nach Flein als Durstlachwald bekannt ist. Umgangssprachlich spricht man nicht von Durstlache, sondern vom Durstlichwald.

 

 

 

Die Herkunft und Bedeutung des Namens hat man aus dem Wortlaut abgeleitet: „Lache“ ist ein große Pfütze, zur Durstlache kommen die Tiere, um ihren Durst zu löschen. Einen Beweis für diese Deutung konnte jedoch nicht erbracht werden. Auch Otto Conrad hat lange Zeit vergeblich nach einer Deutung des Namens gesucht, bis er in einem Gesuch der Gemeinden Ilsfeld und Gemmrigheim um Wiedereinräumung der freien Pirschgerechtigkeit vom 9. Januar 1792 einen Hinweis entdeckte. In dem Schreiben von Schultheiß, Bürgermeister und Gericht ist der freie Pirsch jenseits der Schozach im Durstlachwald erwähnt:

 

 

 

„Schon der Name des Waldes Durchschlacht oder wie er auch sonst genannt wird Durchschlich scheint zu seine Benennung das zu enthalten, was wir oben unterthänigst angezeigt haben, nämlich, dass ein Wild in diesem Wald (vom Plattenwald, auf der anderen Seite des Dorfes, kommend) sich durch die württembergische Jagd durchschlagen oder durchgeschlichen seie, weil keines mehr zurückkomme.“

 

Der Durstlachwald liegt nördlich des früheren Landgrabens, befand sich also nicht mehr im Württembergischen. Wenn ein Wild vom Plattenwald durch die Ilsfelder Markung bis zum Durstlachwald sich durchgeschlichen hatte, wurde es dort abgeschossen.

 

 

Versteinung der Markungsgrenze zwischen Ilsfeld und Gruppenbach

 

Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart

 

 

Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Karte aus dem Jahr 1598 mit der Markungsgrenze zwischen Ilsfeld und (Unter-)Gruppenbach. Diese wurde festgelegt zur Abgrenzung der Trieb- und Weiderechte zwischen dem württembergischen Ilsfeld – mit Wüstenhausen – sowie Gruppenbach, das den Herren von Stettenfels gehörte. Mit der Versteinung sollten alte Streitigkeiten beendet werden.

 

Das Waldgebiet, das wir heute Durstlache nennen, heißt auf der Karte >Im Durchschlag<. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist davon ausgehen, dass man in der Umgangssprache vom Durchschlagwald – oder vom Durchschlichwald – sprach, denn 200 Jahre nach der Versteinung benutzen die Verantwortlichen von Ilsfeld in ihrem Schreiben nach Stuttgart die Bezeichnung, die etwa 1598 schon amtlich festgehalten wurde. Im Lauf der Zeit hat sich dann der vertrautere Flurname Durstlache durchgesetzt. In der Mundart nennt man heute das Waldgebiet Durstlichwald, vielleicht lebt in dem Namen die frühere Bezeichnung weiter.

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun

 


Bedeutung der Flurnamen in Ilsfeld

 

Ilsfelder Nachrichten Ausgabe Nr. 3 vom 21. Jan. 2021

 

 

 

 

Die Flurnamen dienen zur Orientierung der Lage von Ackerland, Wiesen und Wäldern auf der ausgedehnten Ilsfelder Markung. Wer ein „Stückle“ sein eigen nennt, freut sich über die Früchte, die in den Fluren mit Streuobstwiesen, wie in der Wohllebe, gedeihen. Aber auch einige Gebiete, die noch vor wenigen Jahrzehnten von den Landwirten bewirtschaftet wurden und heute als Industriegebiet dienen oder als Wohngebiet ausgewiesen wurden, haben den ehemaligen Flurnamen beibehalten. Das Industriegebiet Bustadt und das Neubaugebiet Gendach können als Beispiel genannt werden. Einige frühere Flurnamen – z. B. Anspach und Hürbel – leben in den Straßennamen weiter.

 

 

 

Flurnamen, die nicht in Ortsteilen oder Straßennamen sich widerspiegeln, stehen auf keinen Schildern, man findet sie nur auf wenigen Karten, dennoch verraten sie viel über die Vergangenheit. Einige Flurnamen haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert, so dass die Bedeutung nicht leicht erkennbar ist. Dazu gehört die Durstlache. Der Ilsfelder Heimatforscher Otto Conrad (1901-1988) hat eine umfangreiche Sammlung von etwa 250 Flurnamen erstellt und – soweit möglich – die Herkunft des Namens erklärt.

 

Man kann die Herkunft und Bedeutung der Flurnamen der Ilsfelder Markung nach verschiedenen Kategorien gliedern.

 

Auf einen geschichtlichen Sachverhalt verweisen die Hofäcker, sie gehörten früher den Besitzern des Fronhofs. Heute befindet sich dort das Steinbeis-Schulzentrum.

 

 

Die Hofäcker links und rechts der heutigen Vorstadtstraße auf der Flurkarte aus dem Jahr 1832. Der Holzmarkt und die Kirchweihe finden traditionell dort statt. Die frühere Deker'sche Mühle (mit dem Mühlkanal) erkennt man rechts

 

Quelle: Landesamt für Geoinformation und Landesentwicklung Baden-Württemberg

 

 

Die Namen Beurer Feld und Beurer Tal verweisen auf einen verlassenen Ort mit dem Namen Beuren. Das Beurer Feld findet man in dem Bereich zwischen der Oettinger-Mühle und der Straße von Ilsfeld nach Schozach. Die Grundstücke im Beurer Tal liegen unweit der Kläranlage. Beim Burgweg, der Ortsverbindungsstraße zwischen Ilsfeld und Auenstein, stand einst eine Burg.

 

Die Geländeform hat man mit den Namen Krummes Land und Ebene festgehalten. Als Krummes Land bezeichnete man die Flur rechts vom oberen Bereich der Bildstraße, die Ebene liegt links der Straße nach Lauffen in der Nähe des Häckselplatzes.

 

Über die Beschaffenheit des Bodens geben die Bezeichnungen Steinhälde und Lehmgrube Auskunft. Die Steinhälde wurde zum Baugebiet, die Straße „An der Lehmgrube“ erinnert an den Bereich des Abbaus von Lehm für die ehemalige Ilsfelder Ziegelei.

 

Auf Bäume verweisen Nußgrund und Eichenweg. Das Gewann Nußgrund liegt links der Straße von Ilsfeld nach Schozach, der Eichenweg ist der beliebte Wanderweg vom Kreisverkehr beim Zahnärztehaus Richtung Wunnenstein.

 

Die Fluren Lerchenbühl und Ochsengässle tragen den Namen von Tieren. Die Äcker im Lerchenbühl befinden sich links vor der Unterführung der Autobahn an der Straße zum Abstetterhof, das Ochsengässle wurde zum Baugebiet Uhlandshöhe.

 

Frühere – und heutige – Gewerbe erkennt man an der Bezeichnung Schleifmühle und Hinter der Mühle. Die Grundstücke rechts nach der Schozachbrücke Richtung Lauffen liegen im Gewann Schleifmühle, an die frühere Deker'sche Mühle in der Mühlstraße erinnert der Flurname Hinter der Mühle. Die weitgehend überbauten Grundstücke liegen links des Weges, welcher der Schozach entlang von der Großen Hasengasse Richtung Freibad führt.

 

Am Ende der Bildstraße, in den Bildäckern, stand vor der Reformation das Bild oder die Statue eines Heiligen.

 

 

 

Die wenigen Beispiele zeigen, dass Flurnamen nicht beliebig gewählt wurden und vieles über die Vergangenheit verraten. In den nächsten Ausgaben der „Ilsfelder Nachrichten“ erklären wir die Bedeutung von einigen Flurnamen. Wir beginnen mit dem Namen Durstlache.

 

 

 

Walter Conrad, Manfred Braun